Gendern ohne Ende – oder mit oder doch?

Glaubt man den Sprachdiktatoren in diesem Land, ist Gendern ein Muss. Vielleicht noch nicht überall, doch grundsätzlich immer. Jederzeit. Gegenüber jedermann. Ähm. Sorry. Jederdingsbums. Oder Jeder*dings:bums_! Obwohl man »jeder« vermeiden sollte, weil jedes Wort mit »er« von Haus aus verdächtig ist.
Lesbarkeit und Verständlichkeit ist unmodern. Und unter der Schutzbehauptung der Inklusion werden die „diversen“ Menschen, die Nicht-Binären ebenso ausgeschlossen, wie Behinderte – oha! – und Nichtangehörige der deutschen Muttersprachler. (Jaja, ich verstoße in diesem Satz massiv gegen jede Genderrichtlinie; nur gut, dass es keine solche Richtlinie gibt, an die ich mich zu halten hätte.)

Die Probleme sind vielfältig. Eine beliebte Methode, der ungerechten Ignoranz gegenüber Frauen aus dem Weg zu gehen (und gleichzeitig die Ignoranz gegenüber den diversen anderen perfekt zu zelebrieren), ist die Verwendung von Partizipkonstruktionen. Wer – wie ich – Doppelnennungen zeitaufwendig und albern aufgeblasen findet, der neigt mitunter dazu, sich dieser Möglichkeit zu bedienen und von Mitarbeitenden, Studierenden, Lesenden und anderen Wurstenden zu reden.
Was für ein Scheiß!

Irgendwann schrieb ich schon mal von Katholenden, Evangelenden und Judenden. Und das Ganze geht immer weiter. Wenn man nicht von Bürgerinnen und Bürgern reden möchte – was ich für unnötig halte, denn wer sich bei »Bürger« nicht gemeint fühlt, hat möglicherweise schlicht keine Bürgerrechte –, landet man bei Bürgernden. Bürgermeister und Bürgermeisterinnen werden über Bürgerinnenmeisterinnen (hier absichtlich ohne Sternchen, um das ganze sinnlose Volumen darzustellen) zu Bürgerndenmeisternden.
Und das hört eben nicht auf. Niemals.

Ich bin froh, dass ich inzwischen als Selbstständiger (oder Selbstständigender? Selbstendständigender gar?) arbeite. So muss ich mir nicht überlegen, ob das Ehepaar in der oberen Etage meines Arbeitgebers, vulgo: Chef und Chefin, nicht doch einfach nur die Chefenden sind.

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