Milchlaster sind auch so ein Ding. Ein Unding. Es gibt ein paar Landwirte hier in der Gegend, die Rinder halten, um Milch zu vermarkten. Ich glaube nicht, dass das noch wirklichen Spaß macht, nicht bei den Preisen für Milchprodukte, die Aldi, Lidl, Penny und anderes Volk so ausloben. Aber sie tun es halt. Und um die Milch von den Kühen und vom Hof dahin zu bringen, wo sie zu spottbilliger Milch, sündhaft unteurer Butter und anderen schändlich bepreisten Milchprodukten verarbeitet wird, dafür braucht es Milchlaster.
Hier in der Gegend gibt es vorrangig zwei Milchlaster, die unterwegs sind. Der eine, silbergrau, nicht sonderlich auffällig – so wenig, dass ich nicht viel mehr weiß, als dass er ein Dithmarscher Kennzeichen hat – ist ärgerlich, aber zum Glück eher selten da. Der andere, Kennzeichen aus Itzehoe, fährt einen roten, aufgemotzten, offensichtlich alle drei Tage gewaschenen und handpolierten Truck mit Hänger, lauter LED-Gedöns rundherum, kurz ein Milchlaster, der acht Auspuffrohre und zwölf Scheinwerfer auf dem Dach hätte, wenn er ein Golf GTI wäre.
Und der Fahrer und sein Fahrverhalten passt genau dazu. Immer schön rasen, immer schön zur Fahrbahnmitte hin orientieren, beim Abbiegen von der Winnerter Hauptstraße Richtung Schwabstedt hübsch die Kurve anschneiden, und dann gib’s ihm. Besonders toll ist das auf den schmaleren Landstraßen, denen ohne Mittelstreifenmarkierung – aber selbst auf den breiteren Kreisstraßen mit weißem Streifen kommt er einem auf seiner Gegenfahrbahn entgegen und zwingt einen zum Ausweichen.
Ich weiß nicht, wie Milchlasterfahrer bezahlt werden. Wegen mir müssten sie sogar noch was drauflegen – für jede Menge Tickets, die sie verdient haben. Der Itzehoer jedenfalls gehört für meinen Geschmack aus dem Verkehr gezogen. Aber dann wäre der Landwirt der Leidtragende … obwohl es vermutlich preislich attraktiver ist, die Milch in den Gulli laufen zu lassen. Davon habe ich allerdings zugegebenermaßen nicht die nötigen Kenntnisse, um das wirklich beurteilen zu können.
Die Fahrweise des Itzehoer Milchlasterfahrers aber kann ich beurteilen. Sie ist scheiße und sie gehört bestraft. (Und irgendwie fällt mir gerade ein, dass das ein nettes Thema für eine Herr-Hütter-Story wäre. Hm.)