Eine Form von Gedankenlosigkeit

Aus unerfindlichen Gründen werden die Randstreifen auch von Feldwegen und Schotterstraßen mehrmals im Jahr gemäht. Da wächst Gras, da wachsen Brennnesseln, Farne, blühende Pflanzen, da spielt sich ein reichhaltiges florales Programm ab. Und irgendwann kommt irgendjemand mit irgendeinem Gerät und mäht das alles weg. Obwohl eigentlich keine Not besteht, denn die fraglichen Wegstrecken wachsen deshalb nicht gleich zu.
In der Regel wird das ordentlich gemacht. Oftmals von Auftragnehmern einer Gemeinde, sicher nicht selten auch von einem Landwirt. Das hier allerdings war ein Idiot:

Das war kein Landwirt. Das war jemand, der nicht nur kein Interesse an der Natur um sich herum hat, nein, das war jemand, der noch dazu mit einem untauglichen Gerät, von dem er keine Ahnung hatte, echtes Unheil angerichtet hat.
Die Vermutung liegt eindeutig nahe, dass hier ein Schaufelradbagger hergenommen wurde, um die komplette Grasnarbe am Randstreifen wegzufräsen. Da wurde keinerlei Rücksicht darauf genommen, dass da vielleicht noch mal Pflanzen nachwachsen sollten. Oder auch nur könnten. Nein, da wütete idiotische Zerstörungswut. Und wenn dann genügend Unheil auf der Schaufel versammelt war, wurde das Ergebnis einfach hingekippt:

In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen.
Eigentlich kann einem das egal sein. Oder auch nicht. Nicht nur, dass es scheiße aussieht, nicht nur, dass dieser plattgemachte Randstreifen nach einem Regenguss pure Matsche ist, nein …
Der Weg, auf dem der Idiot da unterwegs war, ist ein Weg mit einer Oberfläche aus Sand und Steinen bis zur Größe einer Männerfaust. Die großen Steine sind selten, aber sie sind vorhanden, und der Idiot hat sie mit seiner über den Boden schleifenden Schaufel aus der sonst ziemlich gut festgefahrenen Oberfläche gerissen und sie in der Gegend rumgeschleudert. Nun liegen sie nicht mehr im Wegboden, sondern darauf – und wenn man berücksichtigt, dass auf dieser Strecke zwischen den sogenannten »Waldzwergen« – eine Art Waldkindergarten – und der Abzweigung nach Hude auf dem Weg zum Lehmsiek durchaus Autoverkehr stattfindet, dann wird das zur besonderen Freude der Autofahrer sein, denen so ein männerfaustgroßer Stein vielleicht in den Radkasten oder gegen den Unterboden knallt.

Das, was da zerstört wurde, war ein circa einen Kilometer langer Randstreifen zu beiden Seiten des aus Sand und Kieseln bestehenden Weges, den ich besonders bei hohen Temperaturen am Nachmittag gerne zu einem Gassigang nutze, weil er dann größtenteils im Schatten liegt. Ich schaue mir an, wo ich da entlang gehe, ich beobachte, was sich da abspielt, und dergleichen Dummheit, nachgerade Idiotie, jedenfalls aber Gedankenlosigkeit ist ein Zeichen für mich, dass es mit dem Umweltschutzgedanken in diesem Lande und vermutlich in unserer ganzen Welt nicht nur nicht weit her ist – er wird ständig ad absurdum geführt. Denn wenn schon in so einer Sache keine Rücksicht auf die Welt genommen wird, dann ist für mich nicht vorstellbar, wie das im Großen funktionieren soll. Da bleibt letztlich nur die Erkenntnis, dass viel geredet, viel gejammert, protestiert, demonstriert wird – aber der Einzelne, der ja angeblich schon als gutes Beispiel vorangehen kann, der Einzelne tut einfach nichts.

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