Mit Hinstorff kam ich über die kurze Zeit in Berührung, wenn ich mich recht entsinne, als der Verlag mit dem Heyne-Verlag zusammenarbeitete. Noch heute bekomme ich die Mails von Hinstorff, mit dem man die neuen Verlagsprogramme ankündigt. Eigentlich angenehm unaufwendig und wenig nervig. Aber:
»Mit Vorfreude auf einen schönen Sommer, möchten wir Sie heute schon auf die neuen Hinstorff-Titel für das zweite Halbjahr aufmerksam machen. Unsere Autor*innen, Illustrator*innen und Fotograf*innen entführen uns in ihre spannenden, unterhaltsamen und aufregenden Welten, die wir nun in Form von wunderbaren neuen Titeln präsentieren dürfen.«
Das gibt es nicht, denke ich mir, und öffne »Die schönsten Bücher im Norden«, das Programm für den Herbst 2021 »mit Gesamtverzeichnis«. Das Programm des Verlages ist ausgesprochen nordlastig – SF ist längst kein Thema mehr (und das ist vielleicht gut so) –, aber der Programmkatalog ist gespickt mit pseudodeutschen Sprachpeinlichkeiten in Form von Gendersternen. Und man kann Peinlichkeitende durchaus noch steigeren*innen:
Da gibt es »Das Lehrbuch für Plattdeutsch« in der »Expert*innen-Neuauflage«, und eine Seite weiter wird für eine plattdeutsche Krimireihe geworben:
»Man nehme: Einen Hauptkommissar namens Jörg Knaak und den Kommissar Werner Rhode von der Mordkommission, dazu Dr. Schmidt und Hella Kaminski von der Spurensicherung … und? Und natürlich Kriminalfälle, skurril oft, meistens undurchsichtig, ja unheimlich, manchmal mit Wendungen, die nicht nur die Ermittler überraschen. Diese „Zutaten“, gut gemixt, ergeben Wolfgang Mahnkes Kurzkrimis, gekonnt erzählt auf Niederdeutsch, wie wir es von ihm in bewährter Art und Weise kennen. Die Leser*innen werden zahlreiche Tatorte in Rostock und der näheren Umgebung kennen: „Ganz in’e Nehg füll ’n Schuss. Vera Buck löt vör Schreck denn’ lütten Plasteemmer fall’n un grep sick an ’t Hart. In dat Unnerholt marachte wat up se tau“ … Ja, und was da wo passierte in „Blage Beern un rode Hoor“ finden die Kommissare und die Leser*innen heraus in atemberaubender Spannung, die nicht nur beim Autor die Frage aufkommen lässt: „Sünd s’ existent orer blot Droom?“ Also ein weiterer Fall – dieses Mal von wem zu lösen?«
Das herausragend Peinlich*innene daran: Nur die Leser werden gegendert – obwohl es inzwischen genügend Umfragen gibt, die klarstellen, dass die das in der Mehrheit nicht mögen –, nicht jedoch der Hauptkommissarende, die Mordkommissionenden, die Ermittler*, die Kurzkrimi*innen und das Niederdeutschende …
Merkt ihr was?
Ein Verlag, der überhaupt auf die Idee kommt, ein Sternchen zu benutzen, um irgendeine krude Halbverschwörungstheorie – Gendern fördert ja angeblich die Gleichberechtigung – zu unterstützen, ist peinlich. Ein Verlag, der das nicht konsequent durchzieht, ist dämlich. Und ein Verlag, der das konsequent durchziehen würde, ist indiskutabel und sollte die Branche wechseln. Am besten Schraub*innende herstellen.
Ich habe die Newslettermail heute abbestellt.
P.S.: Wer sich die Vorschau*innen anschauen möchte: http://www.hinstorff.de/img/cms/Herbst.2021_Vorschau.pdf.