PERRY RHODAN-FanZentrale e.V. (Hrsg.)
SOL 99
Das Magazin der Perry Rhodan FanZentrale
PRFZ e. V., o. O., März 2020, DIN A4, 64 Seiten, ISSN 1439-2453
VORBEMERKUNG. Ich bin kein Perry-Rhodan-Fan. Ich lese die Serie wieder, stecke in den 2900ern. Dahinter steckt ein gewisses Kalkül, das hier keine Rolle spielt. Ob ich jemals eine SOL gelesen habe, entzieht sich meiner Erinnerung. Gesehen habe ich schon welche, das ist sicher. Aber gelesen – eher nicht.
Nachdem offensichtlich niemand Lust hatte, die Ausgabe 99 zu rezensieren, habe ich mich bereiterklärt. Auch das mit einem gewissen Kalkül, denn der Schwerpunkt der Nummer steht in einem Zusammenhang mit einem bei p.machinery erschienenen Buch: Walter Ernsting.
WORUM GEHT ES? Blöde Frage. Um Perry Rhodan. Und das Drumherum. Der Inhalt des professionell aufgemachten Magazins ist abwechslungsreich, der Schwerpunkt Walter Ernsting nimmt einen nicht unerheblichen Teil des Magazins ein, lässt jedoch auch Platz für andere Themen.
So startet Matthias Hettler nach den üblichen Vorworten von Christina Hacker und Nils Hirseland – Mist, ich glaube, ich bin enttarnt! – mit »Reflexionen zum Mythos-Zyklus« und wirft einen ausführlichen Blick auf die Romane 3059 bis 3068. Für mich als Noch-nicht-3000er-Leser ist das durchaus interessant, gewinne ich doch einen ersten Einblick und könnte hier die Einschätzungen Robert Hectors fundierter oder unsinniger finden. Was ich mangels echter Detailkenntnisse nicht tue. Aber wie gesagt, Hettlers Ausführungen haben die noch verfinsterten Sektoren meines Geistes durchaus erhellt.
Alexander Trinley interviewt danach ausführlich Arndt Ellmer, der sich wieder »fit wie neue Turnschuhe!« fühlt. Sagt er. Ich bin, wie gesagt, nicht drin in der Perry-Rhodan-Szene und habe demzufolge nicht mitbekommen, dass Arndt glatte fünf Jahre weg vom Fenster war. Gesundheitliche Gründe. Ernste Gründe. Es ist durchaus positiv, zu lesen, dass er wieder auf dem Damm ist.
Leonhard Beyrle schreibt über den ersten interaktiven Perry-Rhodan-Roman, den Peter Terrid 1996 auflegte. Mit Ausschnitten aus dem 1997 veröffentlichten Werkstattbericht Terrids ruft Beyrle eine »fast vergessene Kuriosität aus dem Perry Rhodan-Umfeld« wieder in Erinnerung.
Jörg Isenbergs Fortsetzungsstory »Projekt Vertigo« ist mir als ehemaliges FanEdition-Projekt in Erinnerung, das dann dort nicht veröffentlicht wurde, weil Jörg kein Neuautor mehr ist. In SOL 99 wird der 9. Teil präsentiert.
Thomas Harbach, als ausführlicher Rezensent auch in den ANDROMEDA NACHRICHTEN des SFCD bestens bekannt, bespricht »Sternenfieber«, eine Publikation des TCE (Terranischer Club Eden), als »eine gelungene Erweiterung der Perry-Rhodan-Historie«. Ich kenne »Sternenfieber« nicht, glaube aber, Thomas‘ Urteil vertrauen zu können.
Stefan Wepil liefert eine ausführliche und bebilderte Beschreibung der »alternativen Erde« Iya. Bei FOLLOW würde man dergleichen als »Enzy« einstufen. Für mich wird das erst interessant, wenn ich wirklich in die 3000er-Bände vorgestoßen bin.
Und dann ist er dran – Walter Ernsting. Christina Hacker beschreibt in »Eine Legende im Fokus« die verschiedenen Publikationen, die zu Walter und seinem Pseudonym »Clark Darlton« zuletzt aufgelegt wurden, wobei »zuletzt« einen Zeitraum von durchaus 20 Jahren umfasst. Klaus N. Frick beschreibt seine »erste Begegnung mit Walter« auf dem WeltCon 1980 in Mannheim, auf dem ich auch war, wenn auch weit entfernt von all den Perry-Rhodan-Honoratioren. Thomas Harbach indes widmet sich »Walter E. und seine ›Men in Black‹«, worin es irritierenderweise nicht um Außerirdische und deren Anwesenheitsbewältigung geht … oder doch? Ja, man könnte es so sehen, denn eigentlich geht es in Thomas‘ Artikel um Walter Ernsting und Erich von Däniken, die eine Freundschaft verband, die nicht selten auch mal zulasten von Walter Ernsting und dessen Ernsthaftigkeit ausgelegt wurde. Nachfolgend hat Christina Hacker »Schlaglichter« zusammengestellt, kurze Texte von »Autoren, Fans und Freunden über Walter Ernsting«. Bekannte Namen sind es: Uwe Anton, Olaf Brill, Ekkehardt Brux, Robert Corvus, Erich von Däniken (!), Arndt Ellmer, Andreas Eschbach, Gustav Gaisbauer, Reinhard Habeck, Hubert Haensel, Erich Herbst, Michael Marcus Thurner, Roman Schleifer, Andreas Schweitzer, Christian Wehrschütz, Jörg Weigand, Uschi Zietsch – seufz. Wenn sich irgendwann einmal an mich auch nur der allerkleinste Bruchteil solcher Namen erinnert, dann kann ich zufrieden meinen Hunden über die Regenbogenbrücke folgen.
Den Abschluss des Schwerpunkts gestaltet Clark Darlton dann quasi selbst. Unter dem Titel »Die verlorene Zeit« hielt Walter Ernsting im September 1986 auf dem WeltCon in Saarbrücken eine Rede, deren Text in SOL 99 nachzulesen ist.
Danach geht es mit »Perry Rhodan NEO« weiter. Christian Hacker schreibt über die Staffel »Arkon erwacht« und präsentiert die Bände 220 bis 229 in epischer und höchst informativer Breite.
Zum Abschluss der neunundneunzigsten Ausgabe des Magazins SOL gibt es noch eine Rezension von Thomas Harbach zu den Planetenromanen 39 und 40, verfasst von Horst Hoffmann, eine Story von Dieter Bohn mit dem Titel »Chirurgischer Eingriff«, die mich daran erinnerte, dass ich die Figuren von Tatcher a Hainu und Dalaimoc Rorvic nie gemocht habe, und zu guter Letzt die Liste der Stammtische.
WAS GEFIEL? Im Detail kann ich das nicht sagen. Der Schwerpunkt zu Walter Ernsting hat mich vor allem auch deshalb sehr positiv angesprochen, weil ich im Juni erst ein eigenes Buch herausbrachte – »Unser Walter«, herausgegeben vom leider verstorbenen Wolfgang Thadewald und dem zum Glück noch höchst lebendigen Ulrich Blode – und bei der Lektüre feststellte, wie viel es über den Mann noch zu sagen und schreiben gegeben hätte. Ansonsten gefiel mir SOL 99 als die vermutlich allererste Ausgabe, die ich jedenfalls komplett goutiert habe, als informatives und abwechslungsreiches Magazin, das den Perry-Rhodan-Fan auf jeden Fall interessieren wird – und wegen des Schwerpunkt vielleicht sogar SF-Fans, die es mit der Serie nicht so am Hut haben.
ZU EMPFEHLEN? Für Perry-Fans auf jeden Fall. PRFZ-Mitglieder bekommen die SOL ja im Rahmen ihres Mitgliedsbeitrages, und wenn ich mehr Zeit hätte – für noch mehr Lektüre –, dann würde ich vermutlich ernsthaft über eine Mitgliedschaft nachdenken. Besonders empfehlenswert ist das Magazin aber vor allem wohl für diejenigen, die einfach nur mal schauen wollen, was in der Serie und drumherum so vor sich geht, ohne sich gleich in die Serienhandlung stürzen zu wollen. Die Überblicke über die Serie an sich und über NEO sind da besonders hilfreich.
NOCH WAS? Ja. Mir ist angenehm aufgefallen, dass in SOL nicht gegendert wird. Das ist heutzutage beinahe schon bemerkenswert.
Negativ fiel mir auf, dass die Macher der SOL dem gleichen Fehler zum Opfer fallen, dem viele, vor allem Vereine unterliegen: Der Verein ist der Verlag, soweit ist das richtig. Aber der Herausgeber kann niemals ein e. V., sondern nur eine natürliche Person sein; auch wenn es gerade Vereine sind, die mit fadenscheinigen Einlassungen dagegen argumentieren.