Mogelpackung mit Pickeln

Alireza Zarei
DIE VERLETZTE PYRAMIDE
Wie Neugier Geschichte zerstört

Ancient Mail Verlag Werner Betz, Groß-Gerau, März 2011, Paperback, 224 Seiten, ISBN 978 3 935910 82 8

VORBEMERKUNG
Den Ancient Mail Verlag (ohne Bindestriche) von Werner Betz kenne ich schon eine geraume Weile, vor allem aufgrund einiger dort erschienener Bücher, die sich ausschließlich oder doch auch teilweise mit lustigen Theorien zu »Phänomenen« auf den maltesischen Inseln beschäftigen und die damit in meine Malta-Sammlung gehören. Es gibt eine enge Verbindung zum Verlag von Roland Roth, der sich mit der gleichen Art von Literatur beschäftigt. Wie genau man die nennt, weiß ich im Augenblick gar nicht; es wäre eh nur eine Schublade. Aber einer der bekanntesten Vertreter von Büchern dieser Richtung war und ist Erich von Däniken.

WORUM GEHT ES?
Um Ägypten, ägyptische Geschichte, Ägyptologie, die Cheopspyramide, die Sphinx, das Gizeh-Plateau, Forschungen und deren Ergebnisse, Theorien und deren Richtigkeit – oder eben auch Nichtrichtigkeit –, usw. usf.

WIE IST DER STIL?
Leidlich. Der Autor ist – schon am Namen erkennbar – kein Deutscher, beherrscht die Sprache aber recht gut. Bei einigen Formulierungen merkt man, dass er in der deutschen Sprache nicht daheim ist. Ansonsten wirkt das Werk immer ein wenig nörgelig, von unbeseitigter Unzufriedenheit durchsetzt. Es leidet zudem – was bei solchen Werken leider oft der Fall ist – unter beständigen Wiederholungen derjenigen Aspekte des Werkes, die der Autor als die zentralen und wichtigsten erachtete, ohne dass er gleichzeitig in der Lage gewesen wäre, eine Entwicklung in den Text zu bringen, eine Art Spannungskurve, die es – wie viele prominente Autoren (spontan fällt mir Stephen Hawking ein, aber auch Erich von Däniken zum Beispiel) beweisen – in der Tat auch in solcher Literatur geben kann.

WAS GEFIEL NICHT?
Sehr vieles.

Es gibt kein Layout. Auch das ist bei Büchern dieses Genres häufig der Fall. Es wurde erkennbar mit einer Textverarbeitung gearbeitet. Immerhin hat jemand soviel Kenntnisse gehabt, die Silbentrennung einzuschalten oder manuell zu verwenden. Bei der vernünftigen Formatierung der Fußnoten hat es dann allerdings schon wieder gehakt.
Es gab kein Korrektorat. Tippfehler aller Art werden dem Käufer des Buches ebenso ungefiltert übermittelt wie Rechtschreibfehler, Fehler in der Zeichensetzung usw. usf.
Es gab kein Lektorat. Anderenfalls wären die sprachlichen Unebenheiten des Autors beseitigt worden.

Das Buch selbst ist eine Mogelpackung. Der Text auf dem Rückumschlag und das Vorwort erwecken den Eindruck, es ginge um »verbotene« bzw. »geheime Ägyptologie«, durch deren Aktivitäten und Manipulationen das betreffende Kulturgut – es wird mehrfach hervorgehoben, dass die Cheopspyramide das letzte existierende antike Weltwunder ist – unwiederbringliche Schäden erleiden würde. Tatsächlich spielt diese Thematik in ein oder zwei Absätzen irgendwo in der Buchmitte eine Rolle, mehr aber auch nicht.
Ansonsten ist das Buch eine einfache Ansammlung von Nörgeleien. Es werden die typischen Frage- und Problemstellungen der Ägyptologie um die Cheopspyramide, die Sphinx und andere Objekte herum aufgelistet, die Theorien der Ägyptologen dargestellt und dann mit Argumenten anderer Lobbyisten (pseudo-) widerlegt. Zwar ist das Werk, was Quellenangaben angeht, ordentlich ausgestattet, jedoch liest sich der Tenor nicht – wie ich es für interessanter halten würde – wie ein »Das und das ist falsch, richtig(er) ist …«, sondern eher wie ein »Das und das ist falsch, weil es von einem Ägyptologen behauptet wird, also falsch sein muss …«.
Tatsächlich stellt man sich am Ende die Frage, was diese Ansammlung von Fakten und deren Wiederlegungen für einen sittlichen Nährwert hat.

WAS GEFIEL?
Einige amüsante Fehler.

EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?
Wie immer finden sich eine ganze Reihe von Beispielen für die Untermauerung obiger Kritik. (In den Zitaten wurden keine Korrekturen irgendeiner Art vorgenommen; nur die Fußnotenziffern wurden entfernt.)

Zum Erstaunen aller Anwesenden fanden die Forscher genau an den von Frau Lobos markierten Stellen starke Anomalien, die auf große, künstlich angelegte Hohlräume, mehrere Meter unter der Erde, hindeuteten. Und das, obwohl die ganze Region bereits mehrmals vollständig und ergebnislos untersucht wurde. Leider können Bodenradarmessungen keine absolut genauen Messwerte liefern, da das massive Gestein den größten Teil der Strahlung absorbierte und das Gerät nur sehr schwache Signale zum Auswerten erhielt. Eine 100%ige Bestätigung wird es somit erst geben, wenn an den betroffenen Stellen tatsächlich gegraben wird.
(Seite 22 f.)

Bemerkenswert an diesem Absatz ist eigentlich vor allem die Tatsache, dass in diesem Buch – wie auch in anderen dieser Art – ständig von »Anomalien« geschrieben wird. Das liest sich geheimnisvoller, bedeutender, wichtiger, als würde man einfach nur von »Hohlräumen« – denn die sind damit letztlich gemeint – schreiben.

Abbildung 14: Mehr als deutlich sind die Beschädigungen durch die grobe Zweckentfremdung sichtbar. Foto: Zarei
(Seite 37)

Wie man an der Abbildung sieht, ist gar nichts erkennbar. Auch im Text wird nicht näher darauf eingegangen, was auf diesem Bild denn Beschädigungen sind. Die strahlenförmig angeordneten Linien erscheinen mir – als durchaus unbedarftem Betrachter – eher als gewollter Schmuck.

Der Pyramidenaufbau

Die unten aufgeführten Daten sollen helfen, einen Überblick über die wichtigsten architektonischen Merkmale des Bauwerks zu gewinnen. Da die Verkleidung auf allen vier Seiten fast vollständig abgetragen wurde, ist eine exakte Messung ausgeschlossen. (Geringe) Abweichungen sind somit die Folge. Dennoch sollten die Werte weitgehend repräsentativ sein (vgl. Lehner 1997).

Pyramidenhöhe (ursprünglich): ~146,59 m
Pyramidenhöhe (heute) ~138,75 m
Pyramidenneigung ~51°50′
Seitenlänge (ursprünglich) ~230,33 m
Seitenlänge (heute) ~225 m
Mantelfläche: (ursprünglich) ~85.500 m2
Gesamtgewicht (geschätzt) ~6,25 Millionen Tonnen
Volumen (ohne Hohlräume) ~2.583.283 m3

(Alle Angaben nach Lehner)

(Seite 63)

Zum Totlachen. Da ist vom Ausschluss exakter Messungen die Rede, von Abweichungen, von weitgehend repräsentativen Werten – und dann werden Etwa-Zeichen (~) mit zwei Nachkommastellen kombiniert. Wo sind denn da dann bitte die Ungenauigkeiten? Im Nanometerbereich?!

Abbildung 23: Diese seltsame Treppe zieht sich über mehrere Meter durch das  Gestein und teilt die „Felslandschaft“ in zwei Hälften. Foto: Zarei
(Seite 68)

Ein Kritikpunkt, der für nahezu alle Schwarzweißbilder im Buch anzubringen ist. Am Druck wird es sicherlich weniger als am Ausgangsmaterial gelegen haben, aber was man auf diesem Bild – eben eher nicht – erkennt, ist ähnlich viel wie auf zahlreichen anderen Abbildungen.

Das Wissenschaftler-Team der Waseda-Universität nahm Proben des Sandes aus den Kernbohrungen und analysierte diese. Ihre Ergebnisse hätten die Pyramidenforschung in eine völlig neue Richtung lenken müssen:
“Wir sind zur wichtigen Erkenntnis gelangt, dass der vom französischen Team untersuchte Sand aus dem Inneren der Großen Pyramide sich völlig von jenem auf dem Gizeh-Plateau oder Sakkara unterscheidet. […] Der von den Franzosen gefundene Sand aus dem Inneren der Großen Pyramide besteht fast vollständig aus Quarz und Spuren von Feldspat. […] Der Sand weist Linien auf der Oberfläche der Quarzkörner auf, die durch den Wind entstanden sind. Es ist sehr wichtig zu wissen, weshalb gerade dieser besondere Sand in der Pyramide existiert. Es wird in Erwägung gezogen, dass der Sand zur Konstruktion oder Instandhaltung der Pyramide Verwendung fand. Die Frage ist nun, ob diese Sorte von Sand noch in anderen Gebieten der Erde vorkommt. Aus der Literatur entnehmend, fand ich es verteilt an einigen Orten der Welt. Es gibt auch einige Orte in Japan, wo es als ‚weinender Sand‘ bezeichnet wird, da es beim Wehen des Windes oder beim Laufen Töne erzeugt. Als Ursache der Töne wird die Reibung der einzelnen Sandkörner vermutet, welche in anderen Teilen der Welt auch ,Musik Sand‘ genannt wird“. (Yoshimura 1987: 86)
Sakusi Yoshimura, Professor an der Waseda-Universität, behauptet also, zusammen mit Dr. Takeshi Nakagawa (Architekt) und Dr. Shogi Tonouchi (Geophysiker), dass sich innerhalb der Cheops-Pyramide „Musik Sand“ befindet. Die Reputation der Wissenschaftler sollte ihre Seriosität außer Frage stellen. Sie sind keine Verschwörungstheoretiker und verlassen sich auch nicht auf wilde Behauptungen — sie liefern unwiderlegbare und reproduzierbare empirische Belege. Weshalb füllten die alten Ägypter die Pyramide mit einem speziellen Sand aus einem nicht lokalisiertem Gebiet der Erde, während die Bauten schon im eigenen Wüstensand ersticken? Yoshimura erklärt weiter, dass die nächstgelegene Quelle dieses Sandes auf der Sinai-Halbinsel bei Abswella, in der Nähe von Tur, liegt. Doch um den genauen Ursprung des Sandes zu lokalisieren, müssten weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
In der Ägyptologie stießen die Entdeckungen auf keine Resonanz. Weshalb dieser Sand herangeschafft wurde, können sich die Ägyptologen nicht ansatzweise erklären und ignorieren das Ganze einfach. Frei nach dem Motto: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Teilweise wurde das Ganze sogar als ein „Werbegag“ der französischen ElektrizitätsgesellIIII) schaff, Electricit de France, heruntergespielt_ Kaum zu glauben, dass dieser Sachverhalt bis heute einfach ignoriert wird, obwohl er durch eine Universität und ein Wissenschaftler-Team eindeutig belegt wurde. Was tatsächlich hinter diesem „Musik Sand“ steckt, wird man wohl nie erklären können, jedoch könnte man theoretisch die gefüllten Hohlräume leeren und mittels Endoskopkameras untersuchen. Es gab auch einige Experten, die sich mit dem Gedanken an eine unentdeckte und geheime Kammer durchaus anfreunden konnten. Bestsellerautor Andreas von Retyi schreibt dazu folgendes:

„Nach all diesen unterwarteten Entdeckungen gehen Dormion und sein Mitstreiter Jean-Yves Vercl’hurt nunmehr aufs Ganze und behaupten, direkt unter der Königinnenkammer befinde sich die tatsächliche Grabstätte von Cheops. 1998 setzten die beiden Amateur-Archäologen ihre Mikrogravimetrie-Messungen hier fort und stießen schon wieder auf eine Anomalie. Ihrer Ansicht nach waren sogar die Bodenplatten an einer bestimmten Stelle bewegt worden. Kann es ein, dass hier bereits jemand gesucht hat?
[…] Ihr Landsmann, der renommierte Ägyptologe Jean Pierre Cortegiani vom French Institute of Oriental Archeology in Kairo, war von Anfang an von ihrer Arbeit überzeugt. Das allein schon deshalb, weil ein Spezialist der Firma Safege die Messungen interpretierte. Safege ermittelt unter anderem den sichersten Verlauf für Route des französischen TGV-Schnellzuges zwischen Paris und Strasbourg. Wer hier keine unterirdischen Höhlungen erkennt, spielt mit dem Leben der Fahrgäste! Doch auch die Lage der vermuteten Kammern fasziniert Corteggiani, denn dort würde sie sich im absoluten Herzen der Pyramide befinden. Logischerweise ein symbolischer Ruheort für Khufu!“ (von Retyi 2008: 120).
Glücklicherweise setzte das japanische Team seine Nachforschungen fort und war somit in der Lage, weitere Anomalien zu lokalisieren. Sie konnten das Ergebnis der Franzosen noch „toppen“, als sie behaupteten, mittels eines „Ground Penetrating Radar“ (GPR) einen parallel verlaufenden Korridor zum waagerechten Eingangsschacht der Königinnenkammer aufgespürt zu haben. Doch es kam noch besser! Die Bodenradarmessungen zeigten eine weitere Unregelmäßigkeit, die auf einen zweiten mit Sand gefüllten Raum schließen ließ. Sie befindet sich etwa 1,5 Meter unter dem Erdboden und erstreckt sich über eine Tiefe von 3 Metern. Weshalb führten die Franzosen keine weiteren Bohrungen durch, um die Daten der Japaner zu überprüfen?

(Seite 75 f.)

Dieses längere Zitat zeigt sehr schön, welchem Vorgehen der Autor bei seinen »Beweisfindungen« frönt.

Eine weitere unverantwortliche Vorgehensweise während der Durchführung der geheimen Grabung betrifft die Lichtversorgung innerhalb der „Belastungskammern“. Obwohl jeder Ägyptologe weiß, wie empfindlich die aufgemalten Hieroglyphen sind, wurde dennoch mit starken Lichtstrahlern gearbeitet, die teilweise noch dort liegen. In vielen Gräbern ist es aufgrund der Beschädigungsgefahr nicht einmal erlaubt, mit Blitzlicht zu fotografieren, da die sensiblen Aufzeichnungen schnell verblassen würden. Der Einsatz von Lichtstrahlern in den „Belastungskammern“
(Seite 119)

Der Text bricht hier einfach ab und wird nicht fortgesetzt.

Die Kernbohrungen

[…] William Matthew Flinders Petrie war wohl der Erste, der die Löcher Ende des 19. Jahrhunderts näher untersuchte (vgl. Petrie 1883). Die von ihm gefundenen Bohrkerne und Rillen in den Bohrungen selbst veranlassten ihn zu der Annahme, dass mit Edelsteinspitzen besetzte Zylinderbohrer Verwendung fanden, die mit einem sehr hohen Druck in das Gestein getrieben wurden. […]
(Seite 130)

Zylinderbohrer? Aus welchem Material bitte? Und wie hergestellt – mit Edelsteinspitzen?

Die Illusion von der ägyptischen Bronzezeit

[…] Trotz diverser Funde wird die ägyptische Hochkultur systematisch in die Bronzezeit gezwungen, da sie nach ägyptologischer Lehrmeinung nicht über die nötigen Technologien und Fertigkeiten verfügten, um Eis oder gar Stahl aus den entsprechenden Erzen24 im großen Maßstab gewinnen zu können. Das Hauptproblem liegt bei den aufwändigen Hochöfen, die Temperaturen von über 1500 Grad Celsius erzeugen müssten und ein großes technologisches Verständnis abverlangen. […]
(Seite 132 f.)

Auch ohne einschlägiges Literaturstudium wage ich zu behaupten, dass diese Argumentation seitens der etablierten Ägyptologie nicht ins Feld geführt wird. Denn auch in der Eisenzeit, im Mittelalter und zu allen vorindustriellen Zeiten hat der Mensch Eisen verarbeitet – ohne aufwendige Hochöfen, ohne Temperaturen von 1500 Grad Celsius und ohne großes technologisches Verständnis.

Da der Sphinx aus dem Kopf eines Menschen auf dem Körper eines Löwen besteht und es sich in beiden Fällen um ein Maskulinum handelt, sollte die Bezeichnung „der Sphinx“ gewählt werden.
(Seite 167, Fußnote 33)

Unglaublich, oder? Der Autor wird vermutlich im Zweifelsfalle die Tatsache zur Verteidigung heranziehen, dass Deutsch nicht seine Muttersprache ist (wenn ich nicht irre). Aber in dieser Form zu argumentieren, ein Objekt mit einem falschen Artikel zu benennen, das schlägt den Hammer vom Ofendeckel. (Wäre der Autor geschickter vorgegangen, hätte er sich über die tatsächlichen Gründe informiert, warum die Sphinx in der archäologischen Fachsprache als »der Sphinx« bezeichnet wird.)

Und was hat es mit den Proportionen auf sich? Schaut man seitlich auf den Sphinx, hat es tatsächlich den Anschein, dass der Kopf zu klein geraten ist. Berechnungen von Mark Lehner folgend, wurden die Proportionen des Körpers mit einem Maßstab von 22:1 ausgeführt, wohingegen der Kopf mit 30:1 etwas zu kurz geraten ist (vgl. Lehner 1997: 127). Doch Blickt man von vorne auf den Sphinx, zeigt sich ein anderes Bild. Von diesem Standpunkt aus liegen alle Proportionen in absoluter Harmonie zueinander. Was ist hier also schief gelaufen? Glaubt man den geologisch-archäologischen Berichten, sollen sich in den zwei Schichten des Körpers gewaltige Risse befinden, die es den Arbeitern nicht erlaubten, den hinteren Teil des Körpers an den gewünschten Stellen zu bauen und den Proportionen des Kopfes anzupassen. Demzufolge ist nicht der Kopf zu klein, sondern der Körper zu lang! Diese Argumentation wird zusätzlich dadurch gestärkt, dass die Breite des Sphinx mit den Proportionen des Kopfs übereinstimmt und lediglich die Länge des Torsos unproportional ist. Jedoch muss ich an dieser Stelle festhalten, dass ich selbst keine Anzeichen dieser „Risse“ auffinden konnte. Weder an der Außenfassade noch innerhalb des zugänglichen Tunnels, der relativ weit in den Sphinx hinein reicht. Dennoch können diese Risse natürlich vorhanden sein.
(Seite 178 f.)

Die Sphinx begegnet uns Tag für Tag in großer Zahl allerorten. Insofern können wir auch bestens beurteilen, wie ihre Proportionen auszusehen haben. Es gibt reichlich gut proportioniere Sphinxe in Museen, Zoos, daheim im Keller, anhand derer erkennbar ist, dass die Sphinx von Gizeh unbedingt unter falschen Porportionen leidet.

Inwiefern Wasser auf das Gizeh-Plateau fließen können soll, bleibt also äußerst fraglich. Es ist schlichtweg unmöglich, wenn nicht gerade ein Tsunami über die Region fegt.
(Seite 180)

Es. Gibt. Keine. Tsunamis. In Ägypten.

Abschluss
Andere Autoren – eine kritische Auseinandersetzung

1. Die Verfechter der „Pyramidengeheimnisse“

Im Folgenden soll noch einmal kurz auf die Autoren verschiedener populärwissenschaftlicher Strömungen eingegangen werden, die es oftmals an Seriosität fehlen lassen. Gemeint sind Autoren der Atlantis- und leider auch Paläo-SETZ-Szene. Fast könnte man meinen, dass sie sich an jeden Strohhalm klammern, wenn es darum geht, möglichst etwas Mysteriöses oder Unerklärliches in die Pyramidenforschung einzubringen. Leider ignorieren sie dabei methodisch Fakten, die ihrer These zuwiderlaufen. Beispielsweise wird in fast jeder dieser Veröffentlichung, das Thema „Hieroglyphen in den Entlastungskammern“ neu aufgegriffen und diskutiert. Aber kein Autor dieser Szene erwähnt auch nur mit einem Wort die Zeichnungen und Glyphen, die außerhalb des Bauwerks gefunden wurden. Entweder sind ihre Recherchen sehr mangelhaft, oder ihnen sind die nötigen Quellen nicht bekannt, wobei ich letzteres eher ausschließe. Ebenso fehlt vielen Autoren eine gewisse Sensibilität für Themenkombinationen. Wie kann das von Erdmann und Helsing postulierte Wasserpumpwerk funktionieren, wenn die dafür dringend notwendigen Entlastungskammern verschlossen waren? Die Autoren dementieren diese Tatsache? Wie erklären sie dann die dortigen Zeichnungen, von denen einige in den letzten Jahrzehnten, allein durch die Frischluftzufuhr, stark verblasst sind. Wasser an diesem Ort hätte wohl keine einzige Zeichnung bis die Zeiten bis heute überstehen lassen. Damit ist mit wenigen Zeilen ihre gesamte Theorie widerlegt, die einen großen Teil ihres Buchs ausmacht.
(Seite 197)

Eines von weiteren Beispielen, dass der Autor dann in seinem Quasifazit seinen »Kollegen« genau das vorwirft, was er selbst im ganzen Buch nicht anders macht.

2. Die Kritiker und Leugner der „Pyramidenmysterien“

Es ist Kritikern zu verdanken, dass viele falsche Theorien, die von Verfechtern der Nibiru- Atlantis- oder Paläo-SETI Szene aufgestellt wurden widerlegt werden konnten und man sich der eigentlichen Wahrheit ein weiteres Stückchen nähern konnte. Doch oft bemächtigen sich diese Kritiker selbst einer Methodik, die sie bei anderen Autoren stets anprangerten. Das Nichtbeachten beziehungsweise Herunterspielen von erwiesenen Fakten gehört dazu. Einer dieser Autoren ist Michael Haase. Eben dieser Haase, der als erster die Theorien von Zecharia Sitchin widerlegte und aufzeigte, dass es sich bei den gefundenen Hieroglyphen in den Entlastungskammern um keine Fälschungen handeln kann.
(Seite 199)

Sic!

ZU EMPFEHLEN?
Nein. Allenfalls würde ich mir gefallen lassen, das Werk als Ausgangspunkt zu einer weiteren Beschäftigung mit der Thematik der Ägyptologie und dem Drumherum zu verwenden. Andererseits wirkte das Werk diesbezüglich wenig motivierend. Wenn schon die bösen, bösen Ägyptologen solche Sch***kerle sind, dann sind deren nörgelnde, nölende Gegner ganz offensichtlich nicht wesentlich sympathischer.

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