Tagebuch eines Ostseeurlaubs, 13.10.2011
Der letzte Tag. Auch wenn es wie immer, wenn ich aufgestanden war, erstmal eine Zunahme der Bewölkung gab – die gab sich dann auch, und der Tag wurde herrlich, kühl, frisch, mit wenig Wind und sonnig, sonnig, sonnig.
Wir fuhren noch einmal nach Boltenhagen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, unterhalb der Klippen, die wir letztens oberhalb erwandert hatten, am Strand entlang zu laufen, aber die Boltenhagener haben wohl etwas dagegen. Während in Steinbeck heruntergefallene Baumstämme den Weg unpassierbar machten, waren es in Redewisch – einem Ortsteil von Boltenhagen – Felsen, die das Ganze zu einer für den Hund unmöglich verletzungsfrei zu bewältigenden Kraxelei hätten werden lassen.
So entschieden wir uns, einfach den ganzen Strand von Boltenhagen entlang zu laufen. Vier oder fünf Kilometer, glaube ich. Naja, vielleicht eher vier. Lustig ist ganz an dem einen Ende – eben in Redewisch – der Hundestrand mit dem Zusatzvermerk »nur an der Leine« (früher, als ich noch rauchte und Hundebesitzer war, ging es mir nicht so; heute, wo ich nicht mehr rauche und Hundebesitzer bin, komme ich mir beinahe vor wie ein Raucher – vollends unerwünscht; aber ich will fair bleiben: Wir durften den Hund mit in die Ferienwohnung nehmen, und wir hatten in keinem Restaurant irgendwelche Probleme; dass wir an den Stränden keine Probleme hatten, lag letztlich wohl eher daran, dass kein Aufsichtspersonal in dieser Angelegenheit unterwegs war).
Für die eine Strecke brauchten wir anderthalb Stunden, für den Rückweg etwas weniger. Kim konnte sich noch einmal so richtig austoben – und diesmal machte ich auch Beweisfotos von ihr im Wasser (wenn ich auch die allererste Schwimmrunde – so mit richtig ohne Boden unter den Füßen – nicht auf Chip bannen konnte). Auf dem Rückweg war sie dann schon deutlich langsamer und sprang nicht mehr auf jede Möwe an, rannte nicht mehr so schnell und auch nicht so weit. Mehr als eine oder anderthalb Stunden Toberei ist für manche Hunderasse durchaus bemerkenswert.
Es gab auch wieder einige Begegnungen mit anderen Hunden, die allesamt positiv verliefen, bis auf eine, da hat sie den interessierten Fremdling erst schnuppern lassen und dann verbellt. Weiberleut’ halt …
Zum Mittagessen kehrten wir noch einmal im »Deichläufer« ein. S. bat mich, sie beim nächsten Mal daran zu erinnern, dass sie (doch) keinen Aal mag; wir diskutieren ausführlich, zu welchem Zeitpunkt genau die Erinnerung erfolgen sollte. Ich selbst machte das, was ich auch beim Fernsehschauen mag: Ich gönnte mir eine Wiederholung, nämlich das Hähnchenbrustfilet. Es war diesmal nicht ganz so gut wie beim ersten Mal, aber die Pilzsauce hat es wieder rausgerissen.
Nach einem Stück Kuchen wollte S. sich dann noch in einen Strandkorb setzen und die Ostsee anschauen. Sie lief dann die meiste Zeit mit dem Hund herum, und während ich da so alleine saß, fiel mir ein, dass wir etwas Entscheidendes vergessen hatten: das Leergut. Wir wollten noch ein paar Kleinigkeiten für die Rückfahrt kaufen – genauer: Bier für mich, und Menthos für uns beide ¬, und da wäre es geschickt gewesen, die anderthalb leeren Kästen Paulaner Weißbier und einige anderen leeren Flaschen loszuwerden. Aber nein … merde!
Als wir daheim waren, machte ich mich mit dem Leergut also noch mal auf den Weg. In Neukloster gab es einen »Netto« und einen »Penny« (und noch so ein paar Läden). Der Leergutautomat im »Netto« nahm nur, was er kannte; also eigentlich nichts. Beim »Penny« nebendran gab es einen Getränkemarkt. Den ich nicht fand. Draußen stand der Name dran, aber nirgendwo war ein Eingang zu finden. Nachdem ich erfolglos durch den »Penny« durch war, fand ich den Eingang dann doch: eine unscheinbare Glastür, die in einen nicht sehr hellen Gang führte, an dessen Ende sich eine durchaus ansehnliche Getränkemarkthalle öffnete. Aber getreu der offensichtlich bis tief ins Blut gegangenen Unfähigkeit, irgendetwas ordentlich zu beschildern und zu beschriften, stand auf der Tür – nichts. Gar nichts. Überhaupt gar nie nichts. Zefix!
Daheim gab’s dann die am Urlaubsende üblichen Packereien, diese Notizen hier; nachher gibt es noch ein Abendessen, das eine oder andere Weißbier, ein Buch (ich bin bei Cody McFadyens »Ausgelöscht«) und dann das letzte Schläfchen im fremden Bett.
Seufz. S. fand den heutigen Tag den schönsten von allen. Am Anfang hatten wir auch schöne Tage, die da locker mithalten konnten. Aber der heutige war der mit der unterschwelligen Wehmut, wegfahren zu müssen. Wie meinte ich heute morgen auf dem Weg nach Boltenhagen? »Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust auf Bayern …« Und ich glaube, ich habe dabei das Gesicht verzogen.