Stadtbesuch

Tagebuch eines Ostseeurlaubs, 04.10.2011

Ein Tag in Wismar. Wir haben uns die drei Kirchen angeschaut: St. Nikolai, St. Georgen und St. Marien. (In St. Nikolai packte mich einen kurzen Augenblick wehmütige Erinnerung an meinen Wismar-Urlaub 2006.) Der Herrgott weiß meist, dass auch Tiere seine Geschöpfe sind; nur in St. Marien ist es – vermutlich ehemals der Alt-SED angehörigen Exparteisubsubunterfunktionären – wichtig, ein eigenmächtiges Verbot (es gibt nämlich keine Hinweisschilder) auszusprechen, ganz persönlich (ein Anwerbungsversuch der Stasi erfolgte allerdings nicht).
Am Alten Hafen nahmen wir ein Fischbrötchen und fanden nicht nur heraus, dass unser Hund völlig durchgeknallt ist, sondern auch auf (große See-) Möwen steht (leider auf recht unangenehme Art und Weise).
(Ich fand zudem auch heraus, warum ich die meisten Deutschen, die mir so begegnen, ohne dass ich sie kenne[n muss], auf den Tod nicht leiden kann. Sie sind Ar***löcher. – Die Fischbrötchen wurden von einem Boot aus verkauft. Die zwei Jungs, die das ganze Geschäft erledigten, standen gut einen Meter unterhalb der auf dem Kai wartenden Kundschaft. Sie kümmerten sich um ihre Arbeit. Währenddessen kümmerten sich die meisten der vor allem Touristen an diesem Kai vor dem Boot darum, ihrer Ellbogenmentalität freien Lauf zu lassen, in dem sie sich ständig einfach vordrängelten. Sie zeigten damit, dass die grundsätzlichen Tugenden der Deutschen im Ausland völlig falsch wahrgenommen werden; in Wirklichkeit ist das Gros der Deutschen unfreundlich, unhöflich, vorlaut, frech und impertinent. – In solchen Situationen würde ich mich über mehr mittelalterlichere Verhältnisse freuen, in denen da irgendjemand einem solchen Frechling einfach einen ordentlichen Holzscheit ins Genick geschlagen hätte. Der wäre dann zwischen Kaimauer und Boot ins Wasser gefallen, und unglücklicherweise hätte das Boot gerade eine ungeschickte Bewegung gemacht, und … [Was mich am meisten daran stört, ist, dass ich es nicht mag, ständig daran erinnert zu werden, in einem solchen Scheißland zu leben.])
Am Ende saßen wir dann am Alten Markt im »Seestern«, S. goutierte eine Pizza, die sie »interessant« fand (dazu gehörte noch eine Abhandlung über Urlaube, Länder, Entfernungen und so weiter, die ich nicht verstanden habe), und ich ein Hamburger Schnitzel (was ein Putenschnitzel mit Panade, Spiegelei und »deftigen« Bratkartoffeln war).

Ich ging dann noch einkaufen. Ich hatte sinnigerweise trotz Erkenntnis, dass wir Anfang Oktober hatten, außer T-Shirts und einer Jacke nichts im Koffer. Eine Strickjacke oder so musste her. Ich fand etwas Ähnliches (das inzwischen auch seine Bewährungsprobe bestanden hat). Ich hätte mehr Geld ausgegeben, wenn die richtigen Größen vorhanden gewesen wären – aber gut, man kann nicht alles haben. (Über die Fleece-Jacke in orange für rund vierzig Euro bin ich jedenfalls sehr erfreut.)
Danach gab es noch einen Einkauf des Nötigsten im REAL in Kritzow: einhundertvier Euro. Das Nötigste halt.

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