Keine SF, kein Preis

Jan Uhlemann
HOMO VITRUS
GD Publishing, Berlin / XinXii, 2015, E-Book, ISBN 978 3 95830 918 0

VORBEMERKUNG
Es handelt sich offensichtlich um ein Selfpublishing-Werk; nicht nur die Adresse des Autors ist im Impressum genannt, auch die Rechte liegen allein bei ihm, glaubt man dem Impressum.
Gelesen habe ich das Buch im Rahmen meiner Komiteearbeit für den DSFP 2016.

 

Welches Titelbild das wahre Titelbild des E-Books war und ist, ist unklar. Bei Amazon wird das rechte Titelbild angezeigt; mein E-Book trägt jedoch das linke. Beide Titelbilder sind gleichermaßen nichtssagend und unbedeutend, wobei die Amazon-Version immerhin noch ein Stilelement aufweist, das sich im Buch wiederfindet (das erblindete Auge).

WORUM GEHT ES?
Tom, Hausmeister an der Uni, und Bernd, Jungwissenschaftler, kennen sich lange, sind Freunde und haben ein gemeinsames Hobby: Tauchen. Bei einem Tauchgang in einem Waldsee im Odenwald entdeckt Tom ein Höhlensystem, in dem sie beide schließlich auf Lebewesen stoßen: menschenähnliche Albinos, weiße Haut, blind, an das Leben in Dunkelheit unter der Erde gewöhnt.
Der Rest ist schnell erzählt: Die Entdeckung kommt verfrüht heraus, die Presse stürzt sich drauf, die Uni versucht, den Deckel drauf zu halten, aber es ist zu spät. Linke, Neonazis, Ökos, Schaulustige, Presse, alle sind vor Ort, behindern die Forschungsarbeiten. Begehrlichkeiten von Unternehmern treffen auf Bestechlichkeit von Universitätshonoratioren, und am Ende versuchen Tom und Bernd mit einer Bombe dafür zu sorgen, dass dem Homo vitrus, wie die entdeckte Rasse genannt wird, sein Reich und sein Leben zurückgegeben wird.
Es misslingt. Am Ende haben die Albinos die Zeche ebenso bezahlt wie Tom, der für neun Jahre ins Gefängnis musste.

WAS GEFIEL?
Wenn man es ganz genau nimmt: nichts.

WAS GEFIEL NICHT?
Die Figurenzeichnung ist flach und substanzlos. Der Plot ist die simple Aneinanderreihung von Klischees: Das Volk muss protestieren und scheint gar nicht zu wissen, warum; oder doch: Die Neonazis wollen die Fremdlinge weg haben, die Linken protestieren, weil sie das immer tun und es feinen Stunk gibt, die Presse ist quotengeil und tut alles, was nötig ist, um die Quote zu steigern, die Ökos fordern, der Natur ihr Recht zu lassen, und so weiter, und so fort. Der zuständige Uniprof kann das Geld gebrauchen und hofft auf Ruhm und Ehre, der Unternehmer hat vielleicht überhaupt keinen Plan, außer mit den hilflosen Wesen dubiose Tests anzustellen.
Selbst der Versuch einer Gruppe Menschen aus den unterschiedlichsten Gruppierungen, den künstlich angelegten Eingang zum Höhlensystem mit einer Bombe wieder zu verschließen, ist nur eine Ansammlung von Klischees und Plattitüden. Die Art, wie sich die Figuren miteinander verhalten, ist nicht die Art, wie sich Menschen verhalten, sondern die von flachen Pappscheiben an Stöckchen in einem Scherenschnitt.
Klischees. Nichts als Klischees. Und dabei ist die Handlung nicht einmal leidlich spannend aufgebaut. Nicht einmal das – leidlich spannend.

ZITAT GEFÄLLIG?
Nein.

ZU EMPFEHLEN?
Nein. Dieses Buch ist wirklich Zeitverschwendung. Eine Folge »Rote Rosen« ist vielleicht auch nicht spannender, aber eindeutig amüsanter.

NOCH WAS?
Ach ja. Das Buch wird als Science-Fiction eingestuft, allerdings ist mir unklar, warum. Die Albinos spielen eine Nebennebenrolle. Es hätte sich auch um Affen, Kaninchen oder um ein Volk aus Waschmaschinen verschwundener Socken handeln können. Um die Albinos geht es nicht, sie sind gerade mal Aufhänger. Für Klischees.

 

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