It’s done – and good bye

Nun sind sie verheiratet. Endlich mag sich mancher denken. Aber so wenig, wie die nicht royalistisch eingestellte Menschheit zu verstehen schien, warum alle Welt so geil auf diese Hochzeit war, so wenig verstehe ich, warum sich alle Welt darüber aufregt. Klar, es ist ein wenig nervig, wenn man wochenlang vorher im Fernsehen und im Radio mit Meldungen und Sendungen zum Thema bombardiert wird; allein, im Fernsehen kann man es ja noch aushalten, weil die frisch gebackene Prinzessin Catherine ja nun sooo unansehnlich nicht ist. Klar, es ist auch ein wenig nervtötend, wenn am eigentlichen Tag des Ereignisses alle deutschen Sender die gleichen Bilder übertrugen, aber wem ist das denn zuzuschreiben? William und Kate? Den britischen Royals? Oder nicht doch vielmehr dem »Marktverhalten« deutscher Fernsehzuschauer? Und der Marktanteilsgeilheit der Branche? Man hätte ja letztlich auch SKY schauen können, da liefen zeitgleich jede Menge Spielfilme, Dokus über Viecher und anderes, nur eben nicht über William und Kate. Und wäre man typisch deutscher Geizhals – »Sky kostet so viel, ich zahl doch schon Grunzgebühren …« –, hätte man sich auch ein Buch nehmen können, einen Heftroman (Liebes-, Arzt-, Royal- …) oder auch eine einschlägige Fachzeitschrift (»Herz mit Sau«, »Bild des Schreckens« …). Man hätte sich auch mit dem Gesicht nach unten in ein flaches Flüsschen in der Nachbarschaft legen und tief Luft holen können; oder sich ein Loch graben und darin verrotten … Der Möglichkeiten wären so viele gewesen!
Was mich eigentlich noch viel mehr erstaunt, ist die Tatsache, dass z. B. bei Facebook es ausgerechnet die Leute waren und sind, die sich aufregten, die sonst jeden Scheiß inklusive aller sich bietenden Facebook-Falschbehauptungen (über angeblich ab übermorgen geltende Entrechnungen und unerwünschte Dienstleistungen) und Facebook-Viren (wie z. B. dem Totalfake, dass man jetzt feststellen könne, wer auf dem eigenen Profil war – als ob das irgendjemanden interessieren würde, der nicht unter einer Profilneurose leidet). Und von solchen Leuten muss man dann Sachen lesen – naja, man muss nicht, man kann, aber man muss nicht –, die nicht selten ein ganz klein wenig jenseits des guten Geschmacks liegen.
Ich habe um das Thema einen Bogen gemacht. Ich habe mal in eine Sendung reingezapped, und mir die Frau Middleton angeschaut – nett, nett, würde ich vermutlich auch heiraten –, und am Abend des großen Tages habe ich mir die Szenen in der Tagesschau angeschaut. Ich fand es nett, dass Williams Bruder Harry dem baldigen Ehegatten vor dem Altar zuraunte, wie Kates Hochzeitskleid aussehen würde (ich versuchte, mir vorzustellen, wie William sich beizeiten revanchieren wird) – und ich fand die Ausfahrt in dem Sportwagen mit dem niedlichen Kennzeichen »JU5T WED« sehr amüsant.
Ich bin kein Royal, und ich bin auch nicht ganz unfroh, dass jetzt wieder andere Themen kommen. Aber ich empfand ein paar Bilder ganz angenehm, angenehmer jedenfalls als den Scheiß, den man sonst bei Facebook um die Ohren bekommt, und angenehmer auch als die ständigen Nachrichten über japanische Kernkraftwerkskatastrophen und die Unfähigkeit der Weltgemeinschaft, Gaddhafi die Eier abzuschneiden.

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