Siel, Siel, Schülpersiel, 11.06.

Heute war ein fauler Tag. Ich habe vormittags an einem Text herumkorrigiert und herumlektoriert, der in der Reihe »ErlebnisWelten« meines Verlages erscheinen wird. Es geht um Portugal, nein, eigentlich nur um die Algarve. (Wen juckt schon der Rest von Pleitogal?) Derweil hat mich meine Gattin mit ständigen Fragen, ob wir wann was noch machen wollen und wenn ja, warum doch nicht, und dürfen Hunde mit rein, nein, natürlich nicht.
Mittags haben wir uns dann per pedes auf die Socken – das ist eigentlich eine Doppelmoppelung – gemacht, um den Hafen – ha! – von Schülpersiel in Augenschein zu nehmen. Das sind irgendwie so zweieinhalb bis drei Kilometer gewesen, einfache Strecke. Es war bedeckt, nicht zu warm, angenehm zu gehen. Und die Landschaft gefiel natürlich. Am Ende fand sich ein kleiner Hafen, der früher mal stark frequentiert gewesen sein soll – laut einer Infotafel -, heute aber Seglern verpachtet worden ist. Von denen lagen fünf Boote im Hafen, nicht mal gescheit zu sehen, geschweige denn als Beweis zu fotografieren.
Die Gattin wollte noch bis zum Ende des Weges, und ja, natürlich auf dem einzigen erlaubten Pfad mitten rein ins Naturschutzgebiet, mit zwei Hunden, um sich auf eine Wiese direkt am Wasser zu hocken, damit Kim, die eine Hündin, mit blödem Gesicht in völlig trübes Wasser stieren konnte, in der Hoffnung, dass sich da doch irgendwas bewegt.
Ich bestand dann auf dem Rückweg, weil ich Hunger hatte. Und der Rückweg war eine sehr gute Stunde – wie der Hinweg. Ich kann ja rechnen. Und kalkulieren. Und zusammenzählen. Und die Uhr kann ich auch. Ganz alleine.

Es ist ja schön, dass sich das Wetter hier im Norden schnell ändert. Schneller jedenfalls als in dem doch deutlich erkennbar näher an der Schweiz liegenden Bayern. Es ist auch schön, dass man das hier oben im Norden viel früher erkennen kann, weil nicht irgendwelche dämlichen Laub- und Nadel- oder Mischwälder im Bild stehen, oder gar Berge, diese garstigen, völlig überflüssigen Steinhaufen, die für nichts gut sind, außer eben, um im Bild zu stehen. Aber es wäre nicht schlecht gewesen, hätte das bedeckte Wetter heute noch ein Stündchen länger vorgehalten.
Hat es aber nicht. Und so hechelten wir zu viert von Schülpersiel, dem kleinen Häfchen, über Schülperneuensiel, vorbei an Schülperaltensiel, zurück nach Schülp. Die Hunde mit heraushängenden Zungen und einer Geräuschentwicklung, die bisweilen an die Möglichkeit eines Herzkaschperls denken ließ, und wir mit dem steigenden Wunsch, mehr von den überflüssigerweise mitgenommenen Textilien am Leibe ablegen zu können, inklusive solcher, die man als anständiger Mensch in der Öffentlichkeit eigentlich nicht abzulegen pflegt.
Am Ende schafften wir es trotzdem.
Und wir überlebten.

Ich gönnte mir eine alleinige Stippvisite in Wesselburen. Rein ins Auto, Vollgas. In einer der wenigen Kurven bis zum Ort kam mir ein VW-Transporter entgegen, der mich blöd anblendete, weil hinter ihm ein Mähdrescher fuhr. Der VW-Transporter brauchte anderthalb Spuren, der deutlich breitete Mähdrescher kam mit einer Spur aus. Ich auch.
Im Sky-Markt Leergut wegbringen, was einkaufen, die Kassiererin foppen – ja, das kann man im Norden; in Bayern sind die Kassiererinnen in der Regel zu drüsch (= trocken) dafür –, zum Geldautomaten, und wieder heim. Ein kurzer Ausritt. Aber gut.

Der Rest ist profan. Spätes Mittagessen, »Sturm der Liebe«, mit dem Notebook in den Garten, mit der Gattin diskutieren, dass ich nicht Platz nehmen wollte, sondern die Mahlzeit für die Hunde anrichten, und so weiter und so fort.

Fazit: Tag war okay. Morgen geht’s nach Schwerin. Ah, nee, nach Schleswig. (Den Verwechsler macht meine Gattin. Immer. Ich interpretiere das so, dass sie eigentlich nach Schwerin möchte, aber es nicht zugeben will. Ich hätte damit kein Problem. Ich finde Schwerin toll.)

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