Mein Fahrstil kotzt Naomi an, zwischen Schülp und Rendsburg, 04.06.

Dabei fahre ich inzwischen wie auf rohen Eiern. Nein, nicht wie mit rohen Eiern, als Ladung zum Beispiel. Sondern so, als wären die Räder meines Passats rohe Eier. Vorsichtig anfahren, vorausschauend fahren, großen Abstand halten, vorsichtig bremsen, keine scharfen Kurven zu schnell fahren, insgesamt nicht zu schnell fahren. Wie auf Eiern eben.
Und trotzdem spuckt sie manchmal, vor allem, wenn sie vor einer Fahrt etwas zu sich genommen hat. Und vor allem, wenn die Fahrt eine halbe Stunde und länger dauert. Und vor allem, wenn die Fahrstrecke dann doch eine Reihe von Kurven aufzuweisen hat, was nicht nur in Bayern, sondern letztlich auch in Schleswig-Holstein unausweichlich der Fall ist.
Und wenn sie nicht spuckt, dann hechelt sie. Und sabbert. Aber richtig. Das Handtuch, das bei ihr liegt, ist richtig nass. Nicht feucht. Nass.
Und sie sieht unglücklich aus. Und man merkt ihr an, dass sie sich ungern in den Wagen heben lässt. (Während Kim am liebsten vor Öffnen der Heckklappe durch die Gummidichtung ins Wagenheck diffundieren würde, ist es uns bislang nicht gelungen, Naomi dazu zu bewegen, aus eigener Kraft in den Wagen zu klettern oder gar zu springen.)

Wir haben Naomi seit Ende April. Seit dem 25.04., um genau zu sein. Sie kommt aus Griechenland – und es zeigt sich, dass sie ganz offensichtlich nie Auto gefahren ist. Und dass sie wohl auch sonst keine ungewöhnlichen Bewegungen kennengelernt hat. Auf einem Boot zum Beispiel. Auf der Schwebefähre in Rendsburg – zu der später mehr – konnte ich direkt sehen, wo das Problem lag. Als die Fähre – durchaus sanft – anruckte, erhob sie sich und sah sich um. Die Motoren der Fähre zogen immer leicht an, gaben nach, zogen wieder an, gaben wieder nach, sodass die Fähre nicht in einem stetigen Zug auf die andere Seite gezogen wurde, sondern in winzigen kleinen Wellenbewegungen. Nicht schlimm – ich bin ja auch so ein Bewegungsweichei, z. B. bei Seilbahnen oder in Schiffen bei nicht allzu leichtem Seegang, ich kann das also beurteilen -, wahrlich nicht. Aber Naomi war irritiert – und auch auf der Schwebefähre fielen ihr sofort die Tropfen aus dem Maul.
Und natürlich bin ich schuld, weil ich vor dem Urlaub mit ihr nicht das Autofahren geübt habe. Das hätte ich leicht während meiner Arbeitszeit erledigen können.

Das arme Mädchen. Und dann weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich mache mir Sorgen. Und manchmal bin ich ein wenig verzweifelt. Hysterisch, wie meine Gattin meint; sie muss es ja wissen, vermute ich.

P.S.: Ich habe jetzt erst mal die Trennwand in der Hundebox ausgebaut. Idee meiner Gattin: Vielleicht hilft Naomi die körperliche Nähe zu Kim. Und wir werden in den nächsten Tagen nur noch Kurztouren machen, fünf, zehn Minuten, eine Viertelstunde (immerhin liegt damit Heide noch in Reichweite; dazu auch später mehr). Das schränkt uns natürlich ein – aber ein Kind mit Holzbein und abbem Arm täte das auch. Was nicht heißen soll, dass Naomis »Leid« damit vergleichbar wäre.

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