Aufgeblasen, Friedrichstadt, 02.06.

Friedrichstadt war enttäuschend. In den Reiseführern liest man, dass der Ort sich selbst gerne als Klein-Amsterdam oder Venedig des Nordens bezeichnet. Und das wegen einiger sogenannter Grachten. Kanäle halt. Vier oder fünf. Die Treene im Norden, die Eider im Süden, ein Verbindungskanal, zwei, drei Kanäle im Ort. Das Zentrum wird von einem großen Platz gebildet, der hauptsächlich als Parkplatz dient. Ein kleiner Brunnen, der nicht genügend gesichert ist, dass Kinder darauf herumklettern und ihre leergefressenen Eisbecher einfach liegen lassen. Dazu einige wenige Sehenswürdigkeiten, über deren Sehenswürde man sich auch streiten könnte.


Friedrichstadt, Am Markt

Ein kleiner Lichtblick ist – im wahrsten Sinn des Wortes – die Remonstrantenkirche an der Prinzeßstraße (so wird sie auf den Straßenschildern geschrieben!): hell, sparsam dekoriert, eine schöne, moderne Orgel. Ärmer dran ist die katholische St.-Canutus-Kirche an der Ecke Am Binnenhafen und Am Fürstenburgwall: nicht ganz so hell, aber heller als so manch andere katholische Kirche – und ganz ohne Orgel. Okay waren auch der Pharisäer und das Erdinger in der Holländischen Stube.


Remonstrantenkirche


Sankt Canutus

Meiner Gattin gefiel Friedrichstadt. Sie würde sogar in Erwägung ziehen, dort leben zu wollen. Für mich blieb die Enttäuschung erhalten. Ein Ort, der sich selbst als Klein-Amsterdam tituliert, sollte mehr zu bieten haben, als ein bisschen Wasser, eine Reihe von offensichtlich rein touristisch orientierten Läden und ein wenig letztlich doch hinsichtlich ihrer Bedeutung eher zweifelhafter Architekturgeschichte.


Das Fünfgiebelhaus. Wo sich die fünf Giebel verbergen, war allerdings nicht herauszufinden.


Die Blaue Brücke heißt überall »Die Blaue Brücke«. Die Schreibweise auf dem Schild scheint wohl ein Fehler im Umgang mit der gebrochenen Schrift zu sein …

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