Widerwärtiges verf***tes Miststück

Amanda Carlson
VOLLMONDFIEBER
(Full Blooded, 2012)
Bastei Lübbe, Köln, April 2013, aus dem Amerikanischen: Frauke Meier, Taschenbuch, 383 Seiten, ISBN 978 3 404 20684 1

VORBEMERKUNG
Ein Schnuckelchen auf dem Titelbild, und dass es sich um ein Werwolf-Ding handelt, daraus wird kein Geheimnis gemacht. Hm …

WORUM GEHT ES?
Jessica ist die einzige weibliche Werwölfin der Welt. (So sagt es der Klappentext, und ich kann beruhigen: männliche Werwölfinnen treten nicht auf.) Das Problem: Es gibt eine Prophezeiung, nach der die auf der Welt reichlich vorhandenen Werwölfe untergehen, wenn eine Werwölfin auf den Plan tritt. Demzufolge wundert es nicht, dass nicht alle Werwölfe davon begeistert sind, als sich die Existenz Jessicas manifestiert, als sie sich das erste Mal wandelt. Und sich dabei noch einige hoch interessante – oder besser: prekäre? – Details herausstellen. Nein, eigentlich wundern ganz andere Dinge …

WIE IST DER STIL?
Glatt, geschliffen, eindeutig, wenig herausragend, ein bisschen wie eine für’s amerikanische Fernsehen produzierte Serienfolge. Man kann es lesen, durchaus gut, aber es bleibt nicht im Gedächtnis.

WAS GEFIEL NICHT?
Die Hauptfigur. Jessica ist ein nervtötendes, widerwärtiges, verficktes Miststück, die nicht tut, was man ihr sagt, die nicht auf ihren Vater hört, die grundsätzlich nur das tun will, was ihr gerade einfällt, und die pampig reagiert, wenn man ihr klarmacht, dass sich das nachteilig für sie auswirken kann. Jessica ist eine von diesen Zicken, denen man gerne was mit einem Baseballschläger erklären würde, wenn sie einem über den Weg läuft. Eins von diesen pseudoemanzipierten Mistweibern, die immer so tun, als würden sie ihr Leben alleine leben können, alles im Griff haben, und dann, wenn es darauf angekommen, aber leider vor die Wand geknallt ist, wie ein kleines, rotznäsiges Mädchen vor sich hin jammern.
Nach spätestens zwei Dritteln des Buches – das ja auch noch Teil 1 einer offensichtlich wieder einmal unvermeidlichen Trilogie ist – wünscht man sich nur noch, dass dieser Figur Schreckliches passiert, damit sich Band 2 und 3 nur noch mit der Zeitrechnung n. J. – nach Jessica – beschäftigen müssen.

Die Unlogik. Ginge ich davon aus, dass so eine Werwölfin für den Untergang aller Werwölfe verantwortlich sein würde, ginge ich also davon aus, dass die Prophezeiung wahr ist, dann würde ich mir als Werwolf keine Gedanken machen, um wen es sich bei dieser Werwölfin handelt. Tochter? Schwester? Freundin? Objekt irgendeiner Begierde? Scheiß drauf – das Weib muss weg.
Nicht so jedoch in diesem Roman, in dem nicht nur Vater, Bruder, jede Menge Freunde, sondern auch der halbe Clan hinter ihr stehen, um sie gegen all die anderen bösen Werwölfe aus den anderen Clans zu beschützen.
Ich hätte mir gefallen lassen, wenn wieder ein Versager von Klappentextschreiber das Manuskript nicht gelesen, sondern sich irgendwelchen Unsinn aus den Fingern gesaugt hätte. Aber nein – diesmal war es offensichtlich die Autorin, die zu Beginn ihres schriftstellerischen Ergusses das Konzept nahm und es irgendeinem Kaminfeuer übereignete.

Die Unnötigkeit. Die Werwölfe reichten ja nicht. Werviecher gibt es auch zuhauf von anderer Provenienz. Und natürlich mussten auch wieder Vampire auftreten. Und Magier. Als die großen Gegner. Seufz.

WAS GEFIEL?
Nichts.

Es könnte allenfalls interessant sein, ob und wenn ja, wie die Autorin es schafft, in Band 2 oder eher wohl Band 3 aus dieser Unlogik herauszukommen – oder ob sie sie einfach durchhält, komme, was da wolle. Aber mich lockt diese Idee ganz sicher nicht genug, um mir die Fortsetzungen auch noch zu gönnen.

EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?
Aber hallo!

Zusätzlich zu all den werwölfischen Freuden, die Jessica als Zentrum einer üblen Prophezeiung blühen, kommt noch die Busenfeindschaft eines ehemaligen Polizistenkollegen, der auf ziemlich stupide Art und Weise und mit deutlich erkennbar geringstmöglichem Einsatz von Intelligenz bei jeder sich bietenden, aber auch bei anderen Gelegenheiten versucht, Jessica an die Kandare zu nehmen:

»Mich führst du nicht für eine Minute hinters Licht! Du ziehst Zerstörung an wie ein Magnet Metall. Mir ist egal, welche Geschichte du dir über die Geschehnisse des heutigen Abends zurechtgelegt ist. Oder wie du so genau wissen konntest, wann hier eine versuchte Vergewaltigung einer Jugendlichen stattfinden würde. Oder warum das halbe Gesicht des Mannes nach innen gedrückt hat.« Ray trat einen Schritt näher […].
(Seite 122)

Dies ist auch gleich ein hübsches Beispiel für die weitere zunehmende Schlamperei in deutschen Buchproduktionen, die sich nicht nur keine Lektoren mehr leisten – anderenfalls hätte das Buch gar nicht erscheinen dürfen –, sondern nicht mal eine Korrektursoftware. (Mein Duden-Korrektor, vor dem ich hier tippe, bemeckert jedenfalls die beiden grammatikalischen Fehler.)

Ein längeres Stück auf Seite 320 ff. zeigt schön, mit welch sensationellen Überwesen man in Carlsons Welt zu tun bekommt, ganz vorne Jessicas Herr Papa. Dabei will ich weniger auf die einzelnen Figuren eingehen, aber dennoch erläutern, dass Valdov ein Vampir ist, Selene eine Magierin, und Rourke … irgendwas, ja, ich hab’s vergessen und verdrängt, vielleicht ein Werwiesel oder ein Stück Wermoos …

Mein Vater stürmte auf die Lichtung, ein tiefschwarzer Schatten, der alles um ihn herum absorbierte. Seine Augen glühten wie gleißende Amethysten. Auf diese Weise, wie sie sich vor dem pechschwarzen Fell abhoben, wirkten sie besonders gefährlich. […]
Mein Vater konzentrierte sich ganz auf Valdov.
Nicht ein Muskel rührte sich unter seinem Fell. Abscheu stand ihm ins Gesicht geschrieben, die Lefzen hochgezogen, die mächtigen Eckzähne entblößt. Ein bedrohliches Grollen stieg tief aus seiner Kehle empor. Direkt unter der Oberfläche tat sich ein Abgrund auf. Fürchterlichster Zorn brodelte dort.
»Callum«, sagte Valdov forsch, »was für ein
Glück, dass du uns Gesellschaft leisten kannst! Zu schade, dass du nach all der Mühe, die es dich gekostet hat herzukommen, so spät dran bist.«
Rourkes Hand glitt in meine und drückte sie, während er mich gleichzeitig an sich zog. Etwas Drängendes lag in seinem Griff, und ich schaute nach rechts, folgte seinem Blick.
Selene lehnte sich lässig an einen Baum, die Arme vor der Brust verschränkt und sichtlich amüsiert über diese neue Wendung der Ereignisse. Ich bin überzeugt, sie hatte gehofft, die Neuzeit-Wölfe würden ihr die Schmutzarbeit abnehmen und sie davor bewahren, sich die hübschen Fingernägel beim Morden abzubrechen.
Wir sahen beide zu, wie sie sich von dem Baum abstieß und siegessicher zu uns herüberstolzierte. Ihre Mähne flatterte hinter ihr her, und in ihren Augen funkelte eine erste Spur von Rot. Wie es schien, hatte der Flug in den Wald keinen Kratzer an ihr hinterlassen. Verdammt, diese glatte Porzellanhaut ruiniert zu sehen, wäre mir ein Fest gewesen!
Aber sie war nicht die, die neben Rourke stand, dessen besitzanzeigendes Knurren die Welt warnte, sich nicht an dem zu vergreifen, was sein war.
Ich lächelte.
Ich hatte bereits, was sie am meisten begehrte.
Selene tänzelte zu Valdov hinüber, der aussah, als hätte er den Kanarienvogel samt Käfig verspeist. Ganz offensichtlich war sie die ganze Zeit das Ass in seinem Ärmel gewesen, und er scheute sich nicht, uns das wissen zu lassen.
»Wie du siehst, Callum, hat meine Königin
dieses Mal die Gunst einer Meisterin der Magie in Anspruch genommen«, erklärte Valdov meinem knurrenden Vater in trällerndem Ton. »Wenn du auch nur eine pelzige Pfote gegen mich erhebst, werde ich die liebreizende Selene anweisen, deinen geliebten Nachwuchs an Ort und Stelle zu erschlagen. Ist das klar? Oder soll ich es noch einmal wiederholen?«
Mein Vater drehte den massigen Kopf langsam zu Selene. In einer einzigen mächtigen Welle ließ er seine Energie und Macht aus sich heraus und über uns hinwegschwappen. Jedes Molekül in meinem Körper tat einen Satz. Das ganze Rudel reagierte in gleicher Weise auf ihn. Wir alle bleckten die Zähne und knurrten böser als bösartig. Unser Alpha hatte die Kontrolle, und wir würden ihm folgen.
Wie sich Stuart und seine Bande undankbarer Kreaturen hatten einbilden können, sie könnten den mächtigsten Alpha aller Zeiten besiegen, war mir unbegreiflich.
Mein Vater war großartig.
Selene blieb kühl und ignorierte seinen unbeirrten, stechenden Blick, als sie sich neben dem Vapir aufbaute. Nur ein unendlich schwaches Zittern ihrer Hände verriet sie. Ihre Finger pulsierten bereits unter dem Einfluss der Magie. Selene sammelte sich einen Moment, ehe sie den Blick meines Vaters suchte. Ihre Miene war so hochmütig wie zuvor.
Ehrlich, auf die war Rourke reingefallen.
»Komm, großer, böser Wolf, gib mir was zum Spielen!«, gurrte sie. »Nichts auf Erden täte ich heute Nacht lieber, als deine ganze Blutlinie auszulöschen. Warum kommst du nicht und holst mich?«
Mein Vater musterte sie unverwandt.
»Was ist jetzt mit all dem Geknurre, Kollege? Bist wohl nicht mehr so mutig, wenn eine Magie-Meisterin im Spiel ist, was?«, spottete Selene. »Ich dachte mir schon, dass du ein Weichei bist! Schätze, ich hatte recht.«

Tja. Was soll man dazu sagen? Mir fällt zweierlei ein.
Zum einen, dass so viel Überheblichkeit eine Erklärung dafür sein könnte, dass uns realen Menschen in unserer realen Welt solche … Protze! … erspart bleiben.
Und zum anderen, dass uns eine solche Szene – und möglicherweise das ganze Buch, ach, die ganze Trilogie – erspart geblieben wäre, wäre die Autorin so toll wie die von ihr beschriebenen … Fuzzis! (Und das gilt vermutlich auch für die Übersetzerin; es ist ja nicht so, dass sie es nicht in der Hand gehabt hätte, an einigen Formulierungen noch ein wenig zu arbeiten. Und vielleicht auch eigene Fehler einfach zu vermeiden.)

Zum Abschluss der Qual noch zwei kleine Beispiele für Zicken unter sich:

Ich ging auf sie zu und schnappte dabei nach ihr. Mein Zorn machte mich blind für alles andere. Ich wollte nur, dass sie sich von meiner Familie fernhielt. »Untersteh dich!«, brüllte ich. »Warum kommst du nicht her und holst mich? Ich bin die, auf die ihr es abgesehen habt. Oder hast du zu viel Angst, dass ich deinen jämmerlichen Arsch ins Jenseits trete? Komm schon, du Miststück, kämpfe mit mir!«
(Seite 326)

»Das reicht!«, kreischte sie. »Dafür wirst du bezahlen!« Sie wedelte mit der Hand.
(Seite 327)

Man möge mir verzeihen, dass ich Szenarien – die sich in dieser oder ähnlicher Form im ganzen Buch wiederholen –, in denen versucht wird, durch Brüllen, Kreischen, Handwedeln und andere wertlose Vorgehensweisen die Macht über jemand anderen zu erlangen, für wenig glaubwürdig, überhaupt nicht spannend und überflüssig, beschrieben zu werden, halte.

ZU EMPFEHLEN?
Nein.

Widerwärtiges verf***tes Miststück

Amanda Carlson

VOLLMONDFIEBER

(Full Blooded, 2012)

Bastei Lübbe, Köln, April 2013, aus dem Amerikanischen: Frauke Meier, Taschenbuch, 383 Seiten, ISBN 978 3 404 20684 1

VORBEMERKUNG

Ein Schnuckelchen auf dem Titelbild, und dass es sich um ein Werwolf-Ding handelt, daraus wird kein Geheimnis gemacht. Hm …

https://www.beckinsale.de/ressources/2013/vollmondfieber.jpg

WORUM GEHT ES?

Jessica ist die einzige weibliche Werwölfin der Welt. (So sagt es der Klappentext, und ich kann beruhigen: männliche Werwölfinnen treten nicht auf.) Das Problem: Es gibt eine Prophezeiung, nach der die auf der Welt reichlich vorhandenen Werwölfe untergehen, wenn eine Werwölfin auf den Plan tritt. Demzufolge wundert es nicht, dass nicht alle Werwölfe davon begeistert sind, als sich die Existenz Jessicas manifestiert, als sie sich das erste Mal wandelt. Und sich dabei noch einige hoch interessante – oder besser: prekäre? – Details herausstellen. Nein, eigentlich wundern ganz andere Dinge …

WIE IST DER STIL?

Glatt, geschliffen, eindeutig, wenig herausragend, ein bisschen wie eine für’s amerikanische Fernsehen produzierte Serienfolge. Man kann es lesen, durchaus gut, aber es bleibt nicht im Gedächtnis.

WAS GEFIEL NICHT?

Die Hauptfigur. Jessica ist ein nervtötendes, widerwärtiges, verficktes Miststück, die nicht tut, was man ihr sagt, die nicht auf ihren Vater hört, die grundsätzlich nur das tun will, was ihr gerade einfällt, und die pampig reagiert, wenn man ihr klarmacht, dass sich das nachteilig für sie auswirken kann. Jessica ist eine von diesen Zicken, denen man gerne was mit einem Baseballschläger erklären würde, wenn sie einem über den Weg läuft. Eins von diesen pseudoemanzipierten Mistweibern, die immer so tun, als würden sie ihr Leben alleine leben können, alles im Griff haben, und dann, wenn es darauf angekommen, aber leider vor die Wand geknallt ist, wie ein kleines, rotznäsiges Mädchen vor sich hin jammern.

Nach spätestens zwei Dritteln des Buches – das ja auch noch Teil 1 einer offensichtlich wieder einmal unvermeidlichen Trilogie ist – wünscht man sich nur noch, dass dieser Figur Schreckliches passiert, damit sich Band 2 und 3 nur noch mit der Zeitrechnung n. J. – nach Jessica – beschäftigen müssen.

Die Unlogik. Ginge ich davon aus, dass so eine Werwölfin für den Untergang aller Werwölfe verantwortlich sein würde, ginge ich also davon aus, dass die Prophezeiung wahr ist, dann würde ich mir als Werwolf keine Gedanken machen, um wen es sich bei dieser Werwölfin handelt. Tochter? Schwester? Freundin? Objekt irgendeiner Begierde? Scheiß drauf – das Weib muss weg.

Nicht so jedoch in diesem Roman, in dem nicht nur Vater, Bruder, jede Menge Freunde, sondern auch der halbe Clan hinter ihr stehen, um sie gegen all die anderen bösen Werwölfe aus den anderen Clans zu beschützen.

Ich hätte mir gefallen lassen, wenn wieder ein Versager von Klappentextschreiber das Manuskript nicht gelesen, sondern sich irgendwelchen Unsinn aus den Fingern gesaugt hätte. Aber nein – diesmal war es offensichtlich die Autorin, die zu Beginn ihres schriftstellerischen Ergusses das Konzept nahm und es irgendeinem Kaminfeuer übereignete.

Die Unnötigkeit. Die Werwölfe reichten ja nicht. Werviecher gibt es auch zuhauf von anderer Provenienz. Und natürlich mussten auch wieder Vampire auftreten. Und Magier. Als die großen Gegner. Seufz.

WAS GEFIEL?

Nichts.

Es könnte allenfalls interessant sein, ob und wenn ja, wie die Autorin es schafft, in Band 2 oder eher wohl Band 3 aus dieser Unlogik herauszukommen – oder ob sie sie einfach durchhält, komme, was da wolle. Aber mich lockt diese Idee ganz sicher nicht genug, um mir die Fortsetzungen auch noch zu gönnen.

EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?

Aber hallo!

Zusätzlich zu all den werwölfischen Freuden, die Jessica als Zentrum einer üblen Prophezeiung blühen, kommt noch die Busenfeindschaft eines ehemaligen Polizistenkollegen, der auf ziemlich stupide Art und Weise und mit deutlich erkennbar geringstmöglichem Einsatz von Intelligenz bei jeder sich bietenden, aber auch bei anderen Gelegenheiten versucht, Jessica an die Kandare zu nehmen:

»Mich führst du nicht für eine Minute hinters Licht! Du ziehst Zerstörung an wie ein Magnet Metall. Mir ist egal, welche Geschichte du dir über die Geschehnisse des heutigen Abends zurechtgelegt ist. Oder wie du so genau wissen konntest, wann hier eine versuchte Vergewaltigung einer Jugendlichen stattfinden würde. Oder warum das halbe Gesicht des Mannes nach innen gedrückt hat.« Ray trat einen Schritt näher […].

(Seite 122)

Dies ist auch gleich ein hübsches Beispiel für die weitere zunehmende Schlamperei in deutschen Buchproduktionen, die sich nicht nur keine Lektoren mehr leisten – anderenfalls hätte das Buch gar nicht erscheinen dürfen –, sondern nicht mal eine Korrektursoftware. (Mein Duden-Korrektor, vor dem ich hier tippe, bemeckert jedenfalls die beiden grammatikalischen Fehler.)

Ein längeres Stück auf Seite 320 ff. zeigt schön, mit welch sensationellen Überwesen man in Carlsons Welt zu tun bekommt, ganz vorne Jessicas Herr Papa. Dabei will ich weniger auf die einzelnen Figuren eingehen, aber dennoch erläutern, dass Valdov ein Vampir ist, Selene eine Magierin, und Rourke … irgendwas, ja, ich hab’s vergessen und verdrängt, vielleicht ein Werwiesel oder ein Stück Wermoos …

Mein Vater stürmte auf die Lichtung, ein tiefschwarzer Schatten, der alles um ihn herum absorbierte. Seine Augen glühten wie gleißende Amethysten. Auf diese Weise, wie sie sich vor dem pechschwarzen Fell abhoben, wirkten sie besonders gefährlich. […]

Mein Vater konzentrierte sich ganz auf Valdov.

Nicht ein Muskel rührte sich unter seinem Fell. Abscheu stand ihm ins Gesicht geschrieben, die Lefzen hochgezogen, die mächtigen Eckzähne entblößt. Ein bedrohliches Grollen stieg tief aus seiner Kehle empor. Direkt unter der Oberfläche tat sich ein Abgrund auf. Fürchterlichster Zorn brodelte dort.

»Callum«, sagte Valdov forsch, »was für ein Glück, dass du uns Gesellschaft leisten kannst! Zu schade, dass du nach all der Mühe, die es dich gekostet hat herzukommen, so spät dran bist.«

Rourkes Hand glitt in meine und drückte sie, während er mich gleichzeitig an sich zog. Etwas Drängendes lag in seinem Griff, und ich schaute nach rechts, folgte seinem Blick.

Selene lehnte sich lässig an einen Baum, die Arme vor der Brust verschränkt und sichtlich amüsiert über diese neue Wendung der Ereignisse. Ich bin überzeugt, sie hatte gehofft, die Neuzeit-Wölfe würden ihr die Schmutzarbeit abnehmen und sie davor bewahren, sich die hübschen Fingernägel beim Morden abzubrechen.

Wir sahen beide zu, wie sie sich von dem Baum abstieß und siegessicher zu uns herüberstolzierte. Ihre Mähne flatterte hinter ihr her, und in ihren Augen funkelte eine erste Spur von Rot. Wie es schien, hatte der Flug in den Wald keinen Kratzer an ihr hinterlassen. Verdammt, diese glatte Porzellanhaut ruiniert zu sehen, wäre mir ein Fest gewesen!

Aber sie war nicht die, die neben Rourke stand, dessen besitzanzeigendes Knurren die Welt warnte, sich nicht an dem zu vergreifen, was sein war.

Ich lächelte.

Ich hatte bereits, was sie am meisten begehrte.

Selene tänzelte zu Valdov hinüber, der aussah, als hätte er den Kanarienvogel samt Käfig verspeist. Ganz offensichtlich war sie die ganze Zeit das Ass in seinem Ärmel gewesen, und er scheute sich nicht, uns das wissen zu lassen.

»Wie du siehst, Callum, hat meine Königin dieses Mal die Gunst einer Meisterin der Magie in Anspruch genommen«, erklärte Valdov meinem knurrenden Vater in trällerndem Ton. »Wenn du auch nur eine pelzige Pfote gegen mich erhebst, werde ich die liebreizende Selene anweisen, deinen geliebten Nachwuchs an Ort und Stelle zu erschlagen. Ist das klar? Oder soll ich es noch einmal wiederholen?«

Mein Vater drehte den massigen Kopf langsam zu Selene. In einer einzigen mächtigen Welle ließ er seine Energie und Macht aus sich heraus und über uns hinwegschwappen. Jedes Molekül in meinem Körper tat einen Satz. Das ganze Rudel reagierte in gleicher Weise auf ihn. Wir alle bleckten die Zähne und knurrten böser als bösartig. Unser Alpha hatte die Kontrolle, und wir würden ihm folgen.

Wie sich Stuart und seine Bande undankbarer Kreaturen hatten einbilden können, sie könnten den mächtigsten Alpha aller Zeiten besiegen, war mir unbegreiflich.

Mein Vater war großartig.

Selene blieb kühl und ignorierte seinen unbeirrten, stechenden Blick, als sie sich neben dem Vapir aufbaute. Nur ein unendlich schwaches Zittern ihrer Hände verriet sie. Ihre Finger pulsierten bereits unter dem Einfluss der Magie. Selene sammelte sich einen Moment, ehe sie den Blick meines Vaters suchte. Ihre Miene war so hochmütig wie zuvor.

Ehrlich, auf die war Rourke reingefallen.

»Komm, großer, böser Wolf, gib mir was zum Spielen!«, gurrte sie. »Nichts auf Erden täte ich heute Nacht lieber, als deine ganze Blutlinie auszulöschen. Warum kommst du nicht und holst mich?«

Mein Vater musterte sie unverwandt.

»Was ist jetzt mit all dem Geknurre, Kollege? Bist wohl nicht mehr so mutig, wenn eine Magie-Meisterin im Spiel ist, was?«, spottete Selene. »Ich dachte mir schon, dass du ein Weichei bist! Schätze, ich hatte recht.«

Tja. Was soll man dazu sagen? Mir fällt zweierlei ein.

Zum einen, dass so viel Überheblichkeit eine Erklärung dafür sein könnte, dass uns realen Menschen in unserer realen Welt solche … Protze! … erspart bleiben.

Und zum anderen, dass uns eine solche Szene – und möglicherweise das ganze Buch, ach, die ganze Trilogie – erspart geblieben wäre, wäre die Autorin so toll wie die von ihr beschriebenen … Fuzzis! (Und das gilt vermutlich auch für die Übersetzerin; es ist ja nicht so, dass sie es nicht in der Hand gehabt hätte, an einigen Formulierungen noch ein wenig zu arbeiten. Und vielleicht auch eigene Fehler einfach zu vermeiden.)

Zum Abschluss der Qual noch zwei kleine Beispiele für Zicken unter sich:

Ich ging auf sie zu und schnappte dabei nach ihr. Mein Zorn machte mich blind für alles andere. Ich wollte nur, dass sie sich von meiner Familie fernhielt. »Untersteh dich!«, brüllte ich. »Warum kommst du nicht her und holst mich? Ich bin die, auf die ihr es abgesehen habt. Oder hast du zu viel Angst, dass ich deinen jämmerlichen Arsch ins Jenseits trete? Komm schon, du Miststück, kämpfe mit mir!«

(Seite 326)

»Das reicht!«, kreischte sie. »Dafür wirst du bezahlen!« Sie wedelte mit der Hand.

(Seite 327)

Man möge mir verzeihen, dass ich Szenarien – die sich in dieser oder ähnlicher Form im ganzen Buch wiederholen –, in denen versucht wird, durch Brüllen, Kreischen, Handwedeln und andere wertlose Vorgehensweisen die Macht über jemand anderen zu erlangen, für wenig glaubwürdig, überhaupt nicht spannend und überflüssig, beschrieben zu werden, halte.

ZU EMPFEHLEN?

Nein.

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