Ruhig, angenehm, autobiografisch

Tiny Stricker
EIN MERCEDES FÜR TÄBRIS
MaroVerlag, Augsburg, Juni 2012, Umschlag: Walter Hartmann, Hardcover, 95 Seiten, ISBN 978 3 87512 295 4

VORBEMERKUNG
Tiny Stricker ist ein Kind der 60er Jahre, vielleicht kann man sagen: ein 68er. Ich meine das alles andere als abwertend. Man merkt es seinen Büchern, auch den neueren, immer an.
Ich hatte das Vergnügen, dieses Buch lektorieren und korrigieren zu dürfen. Beinahe hätte ich sogar das Vergnügen gehabt, es verlegen zu dürfen – aber da war die alte Verbindung zwischen Tiny Stricker und dem MaroVerleger Benno Käsmayr einfach stärker.

WORUM GEHT ES?
Es sind eigentlich zwei Geschichten. Zum einen die, in der H., der Protagonist, mit einigen anderen Leuten, Türken oder Perser, so detailliert wird das nicht klar, Mercedes-Modelle nach Persien, nach Täbris überführt. Und zum anderen die, die sich dann in Täbris abspielt, eine kleine Geschichte einer nicht zur Erfüllung gelangenden Liebe zwischen H. und der Tochter eines der Perser.

WIE IST DER STIL?
Autobiografisch, sehr nachdenklich, bildhaft, beschreibend. Wenn man sich eingelesen hat, liest sich der Text sehr flüssig, sehr angenehm. Man braucht einige Sätze, um in Strickers angenehm andere Art zu schreiben – gemessen an der heutigen Zeit – hinein zu kommen. Aber dann …

WAS GEFIEL NICHT?
Dass ich das Buch nicht verlegen durfte :)

WAS GEFIEL?
Dieser »touch of beat«, den ich auch an Strickers Werken – von denen ich viele auch schon in früheren Jahren einfach nur texterfasst habe – immer gut fand und immer noch gut finde. Ich bin als 59er 1968 zu jung gewesen, aber ich bin ein Beat-Fan.

EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?
Nein, das würde bei diesem Werk nichts bringen. Nur zwei Tippfehler habe ich in meinem eigenen Korrektorat entdeckt (Mist!): »[…] und nach den Symbolen wie Feuerzug oder Autoschlüssel haschend.« (Seite 43, und »Feuerzug« wird vom %“§&%=)§$=/=()!! Duden Korrektor nicht mal beanstandet!), sowie: »[…] wobei die Eigentumsverhältnisse der Dinge stündig im Fluss waren.« (Seite 63).

ZU EMPFEHLEN?
Ja. Wer etwas Ruhiges, Angenehmes lesen möchte, wer einen Touch des dann mit dem Schah untergegangenen Persiens erspüren möchte, wer auf Autobiografisches steht – H. ist natürlich niemand anderes als der Autor, der mit bürgerlichem Namen Heinrich heißt –, ja, der sollte sich dieses Buch gönnen.

NOCH WAS?
Das Titelbild ist toll. Es trifft die Stimmung des Buches und die Zeit, in der es spielt, haargenau auf den Kopf, genau zwischen die Augen.

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