Ich kenne mich mit Vögeln nicht wirklich aus. Amseln erkenne ich, Spatzen, Sperlinge, auch ein Rotkehlchen. Bei sogenannten Raubvögeln hakt es dann aus. Und wenn, dann beschäftige ich mich mit Vögeln meist erst, wenn sie vor die Fensterscheibe meines Arbeitszimmers knallen. Was immer mal vorkommt.
Heute war es mal wieder so weit. Ein Geräusch, das man nicht wirklich beschreiben kann. Ein Körper knallt auf Glas. Federn fliegen. Ich gehe dann immer raus, um zu schauen, ob der Vogel noch da ist, sich vielleicht verletzt hat oder nur beduselt ist und ein Weilchen braucht, um sich zu berappeln.
Heute war es ein kleiner Raubvogel. Ich kenne mich nicht aus, aber ein Nachbar am anderen Ende des Norderswegs erzählte letztens, ein Sperber hätte sich die Gegend als Revier ausgesucht. Der Vogel saß direkt unter dem Fenster, und in seinen Fängen ein schwarzer Vogel mit gelbem Schnabel, eine Amsel. Sie lebte noch.
Ich näherte mich dem Raubvogel – gehen wir mal davon aus, dass es ein Sperber war –, und er flatterte auf. Die Amsel war sicher nicht leicht, insofern flatterte er nicht weit. Ich ging ihm nach, er flatterte noch einmal. Schließlich landete er in einer Ecke neben unserem sogenannten »Wasserhaus«, dort, wo früher ein Komposthaufen war.
Das Foto zeigt ihn schon nach dem größten Teil seiner Amselmahlzeit, wie man an den Federn sieht.
Ich war immer noch nicht sicher, ob er nicht verletzt war und hatte mir schon vorgenommen, jemanden zu Hilfe zu rufen, wenn sich dieser Verdacht verhärten sollte. Nach dem mittäglichen Gassigang ging ich noch einmal an seinen Fressplatz, wo er immer noch saß.
Doch als ich mich nun näherte, flatterte er sofort auf und hockt sich mit dem Rest der Amsel ein Stück weiter an unsere Hecke. Dabei überflog er einen ein Meter achtzig hohen Zaun. Er hatte sich also wohl nicht verletzt.
Dort saß er dann, bis ich mich erneut näherte. Und dann flog er davon. Auf den folgenden Fotos sieht man ihn nicht sehr gut, aber doch deutlich genug auf der rechten Bildseite davonfliegen:
Und dann war er weg. Ich schaute noch nach, auf der anderen Zaunseite, aber er war weg. Auf und davon.
Und ich war beruhigt. Er war nicht verletzt.
Im Nachhinein frage ich mich immer, warum die Vögel gegen dieses Fenster fliegen. Es ist nicht sehr groß, es sieht von außen nicht so aus, als ob es dahinter weiterginge. Dazu kommt, dass ich direkt dahinter sitze, mich bewege. Die heutige Kollision fand wohl statt, weil der kleine Sperber mit der noch lebendigen Amsel so seine Mühen hatte. Die war immerhin knapp halb so groß wie der kleine Raubvogelkamerad.