Immer wieder hört man, wie toll alte Hunde seien, vor allem von Tierschützern. Und es ist sicher richtig, auch alte Hunde sind tolle Hunde, vielleicht noch toller als Welpen und Junghunde. Aber dabei wird immer verheimlicht, dass alte Hunde im Alter auch anstrengend werden können.
Unser Tagesablauf veränderte sich.
Die Gassigänge gingen nicht mehr zu dritt. Während ich mit Naomi und Susi dreimal am Tag unterwegs war, gab es für Kim nur noch zwei, manchmal sogar nur einen Gassigang. Meist, weil sie schlief. Oder weil erkennbar war, dass sie die Kraft nicht hatte. Kims Strecken wurden, wie gesagt, immer kürzer.
Wenn ich mit ihr heimkehrte, ließ ich hinten die Tür offenstehen, falls sie noch einmal hinaus wollte. Selten war dies nötig, trotzdem tat ich es.
Die Gassigänge mit Naomi und Susi wurden auch kürzer. Eigentlich sollte es dreimal eine Stunde sein, doch sie währten meist nur dreißig bis vierzig Minuten, wenn Kim alleine daheim war.
Ab dem Abendessen – das ist so zwischen 16.30 und 17.00 Uhr – war Kim unruhig, lief herum, kam immer wieder zu mir und unterbrach mich bei meiner Arbeit. Ich führte sie nach hinten, und oft wollte sie dort gar nicht hin. Sie war einfach orientierungslos, und ich glaube, sie wollte nicht einmal mehr wirkliche Aufmerksamkeit, denn wenn sie sie bekam, reagierte sie meist nicht – wenn nicht gar ablehnend, sie ließ sich schon länger nicht mehr bekuscheln.
Abends war dann an einen echten Fernsehgenuss nicht mehr zu denken – was in diesem Fall nicht am Programm lag, sondern an Kim. Immer noch unruhig ging sie immer wieder in die Diele, stand dort, soff wie ein Loch – sicher auch wegen des Trockenfutters, aber oft scheinbar auch nur aus Langeweile, wie mir schien –, und immer wieder folgte ich ihr, um zu sehen, ob sie nicht hinauswollte. Meist wollte sie nicht, meist stand sie nur in der geöffneten Tür, starrte nach draußen, drehte dann um – und manchmal erleichterte sie sich gleich in der Küche, der Diele.
Die Nächte waren unruhig. Wenn sie wach wurde, lief sie manchmal orientierungslos in der Wohnung herum, dem Teil, den wir nicht blockiert hatten, damit sie sich nicht auf festen Teppichen (die man nicht waschen konnte) erleichterte, oder auf glatten Böden (wie in der Küche unter dem Tisch) ausrutschte und dort nicht mehr auf die Beine kam, weil es zu glatt war und ihr die Kraft fehlte.
Wir begannen schlecht zu schlafen, weil immer im Hinterkopf Kim war. Das was sie tat. Oder auch nicht tat.
Nun ist sie nicht mehr da, und unser Tagesablauf verändert sich wieder. Aber das ist ein anderes Thema. Später.