Rhodaneske Solidität

Judith Fandrich
ZEITEN
Perry-Rhodan-FanZentrale e.V., Rastatt, März 2010, Perry-Rhodan-FanEdition, Band 11, Heftroman, 68 Seiten

Dass ich diesen Heftroman an dieser Stelle und zum jetzigen Zeitpunkt rezensieren darf, liegt daran, dass ich zu den wenigen glücklichen Menschen gehöre, die ihn bereits kennen, bevor er auf die Menschheit losgelassen wird. Das ist keine große Zauberei: In Gestalt meines eigenen Verlages p.machinery bin ich schon eine Weile für die Perry-Rhodan-FanZentrale, kurz PRFZ, tätig, was die Produktion der Romane der FanEdition angeht. De facto habe ich die Bände 9 und 10 gemacht, dann ein Atlan-Special und zuletzt den Band 8, eine »Nachreichung« sozusagen. Der aktuelle Band 11 ging vor Kurzem an eine Druckerei meiner Wahl und dürfte auf dem Weg zu mir sein, wenn diese Rezension veröffentlicht werden wird.

Normalerweise äußere ich mich nicht groß und breit zu den Texten, mit denen ich selbst in der einen oder anderen Weise zu tun habe. Was eigentlich schade ist; schade, weil es der Missgunst unter den Menschen zuzuschreiben ist, dass man dergleichen nicht tun kann, ohne mit mehr oder weniger eindeutig formuliertem Dreck beworfen zu werden. Denn selbstverständlich findet der, der mit so einem Text dahin gehend zu tun hat, dass er ein Produkt daraus erschafft, das selbstverständlich so viel einbringen sollte, dass wenigstens die Kosten gedeckt werden, einen solchen Text niemals wirklich gut, sondern er bescheißt die Menschheit mit der infamen Behauptung, der Text wäre gut, obwohl seine Lektüre Abgründe öffnet, die den Leser, der sich ob des infam selbst gekauften Urteils des (Mit-) Machers zur selben hat verleiten lassen, verschlingen werden. Oder anders ausgedrückt: Ich bin vielleicht ein Lügner, aber ihr seid paranoid und ich kann auch die Wahrheit sagen.
Egal.

Der vorliegende Band 11 der Perry-Rhodan-FanEdition ist eine Fanproduktion. Judith Fandrich, Baujahr 1983 und aus Kiel stammend, wurde von ihrem Vater infiziert; behauptet sie jedenfalls. Ihre Geschichte ist natürlich aus der eigentlichen Perry-Rhodan-Serie herausgelöst, um Kollisionen mit dem Seriengeschehen und damit der Pabel-Moewig-Chefetage zu vermeiden, beinhaltet jedoch im Rahmen der durchaus reichhaltig – wie mir scheint – gegebenen Möglichkeiten Figuren, mit denen man bei einer Fanproduktion vielleicht nicht gleich rechnet. Zugegebenermaßen sind die Figuren, die Judith versammelt hat, unbekannt, weil von ihr erfunden – sieht man von John Marschall und Michael Rhodan mal ab.
Der Plot ist recht simpel. Aufgrund nicht näher geklärter Umstände finden sich nach und nach verschiedene Personen aus verschiedenen Zeiten an einem unbekannten Ort zusammen. Gemeinsam ist ihnen, dass es sich ausnahmslos um Terraner handelt, die terranische Technologie mit der Eignung, Zeitreisen zu ermöglichen, benutzt hat. Gut, einer von ihnen hat das nicht getan; behauptet er jedenfalls, lügt aber. Diese Personen finden sich also an diesem Ort, von dem sie nicht wissen, was er ist und wo er ist, und sie versuchen das, was alle Personen in einem solchen Plot versuchen: einen Ausgang zu finden, wegzukommen, heimzukehren. Auch in diesem Falle tun die Figuren der Judith Fandrich – incl. der »großen Namen«, die von anderen Schöpfern stammen – dies, und es gelingt ihnen auch. Den meisten jedenfalls. Denn es gibt auch ein paar Tote; darunter der oben erwähnte Lügner.
Sehr viel mehr über die Handlung zu verraten, würde dazu führen, zu viel zu verraten. Judith Fandrich legt einen angenehmen und durchaus sicheren Stil vor, der ein wenig mehr Lektorat hätte vertragen können, was zu dicht aufeinanderfolgende Wortwiederholungen und die Vermeidung seltsamer Bilder – man kann erkennen, was sie meinte, sie schrieb aber was ganz anderes – angeht; ganz sicher hätte irgendjemand dem Lektor erklären sollen, dass man Textkorrekturen am besten mit einem Duden – auf Papier oder elektronisch – vornimmt und diese Korrekturen auch in den Text eingibt. Nun ja, insofern hatte das Werk immerhin mindestens zwei Lektoren; einen, der es erkannte, und einen, der es tat.
Die Geschichte an sich ist, wie erwähnt, angenehm zu lesen, durchaus stilsicher geschrieben. Die Figuren heben sich rhodan-typisch wenig über Klischees hinaus, und die beiden »großen Nummern« Marschall und Rhodan haben letztlich nicht so viel Anteil an der Handlung, dass man bei ihnen große Fehler hätte machen können. Das einzig wirkliche Manko an dem ansonsten intelligenten und wirklich rund gestalteten Plot ist eine Kleinigkeit, die auch nur einem Perfektionsfetischisten wie mir auffallen kann. Das Manko, das ich meine, ist eine Frage, die ungeklärt bleibt: Was soll das Ganze? Denn leider bleibt die Frage ungeklärt, wieso, warum, wer, wann und woher. (Nein, mehr verrate ich nicht.)

Was sich hier wie ein negatives Fazit liest, ist kein solches. Denn die Story ist immerhin so gut, dass ich sie nicht nur aus der Pflicht heraus, für eine ordentliche Veröffentlichung zu sorgen, zwei, drei Mal gelesen habe. Sie war auch beim dritten Mal noch gut zu lesen. Ein paar Unstimmigkeiten, die der sogenannte Lektor übrig ließ, konnte ich beseitigen, glaube ich. Und insgesamt ist das Stückchen ein hübsches Stückchen rhodanesker Literatur, die nicht zu einem Preis und möglicherweise auch nicht zu einer Einreihung in die Perry-Rhodan-Serienstammmannschaft führen wird – obwohl, weiß man’s? –, das die Lektüre aber durchaus lohnt.

Zugegebenermaßen hat es natürlich auch den Grund, dass ich dies‘ Werk hier rezensiere, dass ich die PRFZ e.V. bei ihren Bemühungen, die FanEdition nicht nur zu publizieren, sondern auch ein wenig erfolgreicher zu gestalten, unterstützen möchte. Insofern wird auf den Verlagsseiten von p.machinery demnächst auch noch etwas von einer (Quasi-) Kooperation (oder jedenfalls einer Zusammenarbeit) zu lesen sein. Denn es ist ja schön und gut, regelmäßig – was heißt: zwei Mal im Jahr – Werbung in der Vereinsgazette SOL zu machen, aber für einen richtigen Verkaufserfolg dürfte das wohl weniger sorgen. Aber das kann man ja ändern, wenn man die Möglichkeiten dazu hat, und ein paar solcher Möglichkeiten habe ich, und der Rest ergibt sich vielleicht von selbst. Man wird sehen.

Wer sich im übrigen über die Perry-Rhodan-FanZentrale (PRFZ) e.V. weiter informieren möchte, kann dies unter www.prfz.de tun. Die Publikationen der PRFZ sind bei Achim Havemann im Spaceshop unter www.ahavemann.de erhältlich; mitunter muss man tapfer sein und ein wenig herumklicken. (Bis die PRFZ-Publikationen auch über p.machinery angeboten werden, wird noch ein wenig Zeit vergehen.)

One Reply to “Rhodaneske Solidität”

  1. Ich habe soeben „Zeiten“ durchgelesen – fast in einem Rutsch.

    Ich konnte von dieser auf jeder Seite spannenden, gut geschriebenen und im richtigen Moment in entsprechenden Schritten sich auflösenden Geschichte nicht lassen. Und das kann man nicht von jedem von den hauptamtlichen Autoren geschriebenen PR-Heften und Büchern sagen. Für einen Fan-Roman fast zu gut – hätte ein PR-Extra oder Taschenheft werden können. Grade die Auswahl der Taschenhefte ist leider kein „best of“, obwohl der zuständige Redakteur Material aus Jahrzehnten vorliegen hat.

    Die junge Deern aus Kiel hat es wirklich drauf, aber ihre Selbstdarstellung macht es eher unwahrscheinlich, dass sie in den Rang einer Hauptautorin aufsteigen möchte. Sporadisch, wie es Frank Böhmert macht, würde ich sie jedenfalls gerne sehen. Vielleicht gibt es ja ein Thema in einer neuen Buchreihe von Heyne zusammen mit Wim Vandemaan und Leo Lukas, wo Judith Fandrich integriert werden könnte.

    Warum habe ich „Zeiten“ überhaupt gelesen? Weil sich ein Roman von mir seit Januar 2009 in der Warteschlange bei der Perry-Rhodan-Fan-Edition befindet und ich wissen wollte, was denn so zwischenzeitlich produziert wurde. Ich kann nur sagen: Gutes.

    hot