Höllenfahrt

Tagebuch eines Ostseeurlaubs, 01.10.2011

Am Vortag hatte ich die Sachen gepackt, so weit alles erledigt. (Sogar die Überweisungen gemacht, was mir später Kopfschmerzen bereiten sollte, obwohl sich dann zeigte, dass ich sie nicht vergessen, sondern nur vergessen, dass ich sie erledigt hatte.)
Am Morgen zu lange im Bett gelegen. Aufgestanden, Auto beladen, das übliche Hin und Her. Kim, der Hund, war eigentlich ganz entspannt, weil sie das Spiel noch nicht kannte und nicht begriff, worum es ging (beim nächsten Mal wird das vermutlich anders sein – ich »freue« mich schon jetzt drauf).
Irgendwann gegen halb neun sind wir dann losgefahren. Noch irgendeinen Brief abgeliefert, Geld geholt, dann los.
Die Fahrt war an sich unproblematisch. Zwei Staus, die wir dank Navi umgehen konnten. Ein paar kleinere, eine große Pause (für den Hund). Insgesamt so rund neun Stunden. Eigentlich wollte ich zwischen 16 und 17 Uhr da sein, es war fast 18 Uhr, als wir ankamen.
Ich war erledigt. Völlig fertig. Ich fühlte mich kraftlos, mir war schwindlig, ich hatte Magenschmerzen, meine Hände zitterten so sehr, dass ich den BlackBerry kaum bedienen konnte. Die Situation vor Ort war unklar. Nakenstorf am Neuklostersee ist hauptsächlich eine Feriensiedlung, jedenfalls ein Dorf, praktisch eine Sackgasse (am Ende folgen nur Waldwege), und die Nummerierung der Häuser anspruchsvoll, aber durchaus zufällig. Die meisten Straßen hießen Seestraße, unser Haus war die Seestraße 5. Das war es aber nicht. Es brauchte eine Weile, viel Händezittern, zwei Telefonate mit dem Vermieter – der nicht mehr vor Ort hatte warten wollen –, bis klar war, wo wir hin mussten und wie wir reinkamen.
Sachen auspacken, Hund ins Haus, Ordnung schaffen. Ich gönnte mir ein Beck’s (ich _HASSE_ Beck’s, aber auf die Schnelle gab’s nichts anderes, vor allem kein Weißbier), dann noch eines, um runter zu kommen, aber es half nichts. Es ging mir den ganzen Abend nicht sonderlich gut.
(Später wurde mir klar: Zu wenig gegessen am Vortag, nichts Gescheites gegessen während der Fahrt und vor allem – viel zu wenig getrunken. Normalerweise habe ich einen Flüssigkeitsbedarf von vier bis fünf Litern pro Tag – und dann vor allem kein Mineralwasser, das einem nur einen Metallgeschmack in den Mund beamt –, und die hatte ich einfach nicht.)
Die Nacht war nicht die Hölle, kam dem aber nahe. Wenn ich insgesamt – in Stückchen, versteht sich – sechzig Minuten geschlafen habe, dann war das viel.

In dieser Nacht fasste ich den Entschluss, meinen Verlag dicht zu machen. Die Reaktion meines Körpers scheint mir ein Zeichen zu sein.

One Reply to “Höllenfahrt”

  1. Den Entschluss kann ich nachvollziehen. Ich quittiere auch und fasste den Entschluss, nachdem ich im Krankenhaus gelandet war – Zeichen vorher zwar erkannt, aber verdrängt.
    Nun spinne ich mit fast 60 an neuen Plänen herum – Du weißt schon, Malta.
    Dann sieh mal zu …. und liebe Grüße
    Sigrid