Polizeiliche Erfahrungen

Der deutsche Bürger im Allgemeinen und der Wutbürger im Speziellen denkt ja gerne, dass die Polizei nichts tauge. Sie benutze Tränengas und Wasserwerfer bei rechtschaffenen Demonstrationen gegen Monsterprojekte wie St. Uttgart 23. Sie prügle auf Castor-Gegner ein, die mit vollem Recht Gleisanlagen zerstören und Steuergelder verpulvern. Sie blitze an allen möglichen und unmöglichen Stellen Autofahrer, nur nicht dort, wo es sinnvoll wäre. (Tatsächlich macht das nicht die Polizei, sondern meist längst ein umfangreiches Gesocks aus Gewerblichen für irgendwelche Gemeinden; und genau deshalb wird auch an lukrativen, aber nicht an sinnvollen Verkehrspunkten geblitzt.) Sie komme mit einem korrupten Staatsanwalt vorbei und durchsuche deine Wohnung (das ist mir vor vielen Jahren passiert, wobei der Staatsanwalt eher doof denn korrupt gewesen sein dürfte). Und vieles mehr. Die Polizei hat keinen guten Ruf in diesem Land. Die meisten Polizisten machen ihren Job für ein letztlich eher klägliches Salär und lassen sich dafür verhauen, beleidigen, anpöbeln und dergleichen mehr.

Ich mag die Polizei auch nicht. Jedenfalls nicht in Gestalt von zwei gelangweilten Landpolizisten, die mich auf der Autobahn zweimal komisch ausbremsen und dann auf einen Parkplatz leiten, um mich dann zu fragen, ob ich nicht ausgeschlafen wäre oder gar gesoffen hätte, weil ich auf der rechten Spur der Autobahn dem Rechtsfahrgebot zur Folge rechts gefahren wäre. Auch nicht in Gestalt dieser – Entschuldigung, bitte – Klugscheißer, die mich auf dem Weg in die Werkstatt mit einer kaputten Abblendlichtbirne aufgeschrieben und mich mit einem reparierten Abblendlicht zur Wache zitiert haben.

Aber für mich sind das Einzelfälle. Denn ich kenne andere Beispiele. Da waren die Polizisten in Weilheim in Oberbayern, die 2000 meine Anzeige gegen Kreditkartenbetrüger aus Rumänien aufnahmen. Ich rechnete mir nicht wirklich viel aus. Ich hatte die 65000 deutsche Mark, die ich damals verlor, eigentlich schon abgeschrieben, weil mir klar war, dass ich da nie wieder dran kommen würde. Aber die Polizei überraschte mich mit einer kompetenten Anzeigeaufnahme, mit klaren Fragen zur Sache, und damit, dass sie die Angelegenheit ans BKA weiterleiteten, das seinerseits aufgrund weiterer vorliegender Anzeigen längst tätig war und mich als den durch die Betrüger am umfangreichsten Geschädigten gut »gebrauchen« konnte. Und die rumänische Polizei konnte die Betrüger fassen. Und das rumänische Gericht gelangte zu einem Urteil – einer Gefängnisstrafe, die freilich durch die Untersuchungshaft zum Zeitpunkt des Urteils längst abgesessen war.
Aber ich bin immer noch angenehm überrascht über die Performance in dieser Sache. Polizei, BKA, Staatsanwaltschaft, die haben gut zusammen gearbeitet, ich war immer informiert, wenn es etwas gab, was ich wissen sollte. Sogar die deutsche Botschaft in Rumänien war involviert, wenn es um die Weitergabe von Informationen aus dem Land ging.
Ganz zuletzt hatte ich noch ein Gespräch mit dem Polizisten, der damals meine Anzeige aufnahm. Das war 2006, glaube ich. Oder 2007. Es ging eigentlich nur darum, ob ich noch Fragen hätte. Etwas, das manchmal nicht mal ein Arzt macht. Einfach noch mal schauen, ob alles passt.

Und jetzt wieder. Am 15.08. sprach mir ein Polizist von der Wache in Murnau auf die Mailbox. Leider im Büro. Der 15.08. war in Bayern natürlich ein Feiertag – und danach hatte ich Urlaub. Weshalb ich den Text erst heute abrufen konnte. Der Polizist bat mich, zurückzurufen. Er hätte eine Frage zu meinem Hund.
Als ich das heute morgen hörte, machte ich mir gleich Sorgen. Es gibt zu viele Leute, die Hunde nicht mögen und die dich als Hundebesitzer bei jeder sich bietenden Gelegenheit anmachen. Wir haben hier in der Nachbarschaft auch solche Leute. (Aber das ist eine andere Geschichte.)
Der Polizist war morgens nicht da, er würde erst mittags kommen. Kurz nach eins rief ich dort an und hatte ihn gleich am Rohr. Und eigentlich ist es unglaublich …
Die Polizei suchte aufgrund der (Selbst-) Anzeige eines Autofahrers nach einem Hund, mittelgroß, schwarz – so wie unsere Kim. Der Hund seit dem Autofahrer vor den Wagen gelaufen, hätte aufgejault und wäre davon gesprungen. Und nun wolle man den Hund finden.
Warum auch immer der Autofahrer Anzeige erstattet hatte – möglicherweise nur, um seine Versicherung zu retten, vielleicht auch, weil er selbst Hundebesitzer war, es ist egal –, es hat mich am Ende am meisten überrascht, dass die Polizei wirklich versucht, den Besitzer eines solchen Hundes ausfindig zu machen. Die haben bei der Gemeinde angerufen und sich die Daten von den Hundebesitzern geben lassen, die einen mittelgroßen, schwarzen Hund besitzen, und die haben dann rumtelefoniert, um herauszufinden, ob eins von den Viecherln zu Schaden gekommen ist.

Bei all dem Groll, den jeder von uns mal gegen die Polizei hegt, halte ich das für über alle Maßen bemerkenswert. Das gibt mir ein wenig von dem Gefühl, das man eigentlich haben sollte, wenn man an die Polizei denkt: beschützt zu sein. Das mag nicht auf alle Situationen im Leben passen, aber manchmal ist da eben auch ganz unerwarteter Weise jemand, der rein beruflich und ganz ohne negative Aspekte ein Auge auf dich hat.
Ich finde das angenehm.
Nein.
Schön.

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