Neue deutsche Volksliebe

Ich liebe so manche Dinge. Meine Frau. Meinen Hund (seit neuestem <g>). Malta. Musik. Vor allem Trance, House, Minimal. Und das, was Amazon als »neue deutsche Volksmusik« bezeichnet.

2004 gab es ein Fest der Fantasie in Herbstein, auf dem ich – mit Unterstützung – eine Einhornkneipe für den Einhornclan (in FOLLOW) veranstalten wollte (und veranstaltete). Es ging eigentlich um nichts anderes, als mit dieser Kneipe darzustellen, wie es sich in des Einhornclans Land Clanthon so lebt, wenn man auf Nachtleben aus ist.
Es war viel Arbeit, hat ordentlich Geld gekostet (ich weiß nicht mehr genau, aber ich glaube, 2000 Euro sind auf jeden Fall in das Projekt gelaufen), und es hat letztlich Spaß gemacht.
Bei den Vorbereitungen der Kneipe ging es auch um die Frage: Was für Musik spielt man in Clanthon? Und ausgehend von Hubert von Goisern, den jedes Schwein kennt (es sei denn, es ist dumm), arbeitete ich mich in die Szene dieser Musik vor, die Amazon eben als »neue deutsche Volksmusik« bezeichnet. Band wie Bavario, Edelschwarz, Attwenger, die Hohtraxlecker Sprungschanzenmusi, natürlich auch H.I.S.S., Süddeutschlands beste Polkaband, und viele mehr, jede Menge Musik, gespielt auf alpenländisch-volksmusiktraditionellen Instrumenten, vermischt mit Rock, Pop, Raggae, Jazz, Samba (Bavario!) und, und, und … Es war unglaublich, was einem da unterkommen konnte – und das ist es heute noch.
Auch die Biermösl Blosn und Gerhard Polt gehören dazu, und eine ganze Reihe anderer Bands, die solche Musik …, ja, Volksmusik spielen, allerdings mit schwer kabarettistischem Einschlag. (Wer die Biermösl Blosn noch nie live gesehen hat, sollte sich das unbedingt bei allernächster Gelegenheit antun! Man muß sich nicht darum sorgen, daß man die Jungs vielleicht nicht versteht – ich garantiere, man versteht sie!)

Vor einigen Monaten kam ich durch eine Meldung auf meinem Lieblingsnachrichtensender »B5 aktuell« auf eine bayerische Band namens »LaBrassBanda«, die mit den o.e. traditionellen Volksmusikinstrumenten dem Zuhörer Dynamitstangen in die Gehörgänge bläst und gnadenlos zündet. Ich war immer stolz auf meine inzwischen steinalten Lautsprecher, denen keine Musik was konnte – LaBrassBanda hat sie zum Erzittern und Erschauern gebracht. (Gänsehaut auf der Bassmembran? …) Die LaBrassBanda war meine letzte »Entdeckung« und sie ohrwurmt auch beim hundertsten Anhören der Scheiben.

Und dann liebe ich neben meiner Frau, meinem Hund, Malta und den anderen Dingen, die ich oben erwähnte, auch Ina Müller. Naja, nicht sie selbst, aber ihre Sendung »Inas Nacht«. Zwei Gäste, zwei Musikpräsentationen, eine winzige Kneipe in Hamburg, ein paar Gäste, dass es voll aussieht, der Shanty Chor vor den Fenstern – ein geiles Konzept.
Und da stieß ich letztens auf Mista Wicked & Riddim Disasta.

Und heppa! Das ist doch dein Ding, dachte ich.

Mista Wicked Live am Chiemsee Reggae Festival 08

Und wahrlich, das geht ab. Es gibt noch nicht viel Material von den Jungs, aber das, was man anhören kann, vor allem auf deren MySpace-Account das geht mal gut ab. Das macht Laune und Vergnügen. Da steh ich drauf.
Den Facebook-Account hab ich mir heute mal eben gefallen lassen. Mal schauen, wann es von dem Verein was auf Scheibe gibt. Ich bin sehr gespannt.

Bevor ich anfing, mich mit dieser Art von Musik auseinanderzusetzen, hätte ich jedem, der behauptet hätte, ich würde das mal tun, einen Vogel gezeigt. Naja, Hubert von Goisern war eben bekannt, und die Hits – das »Hirtamadl« vor allem – waren okay. Aber mehr davon?
Heute ist diese Art von Musik so ziemlich das einzige, das mich für Deutschland und den deutschen Sprachraum leidenschaftliche Gefühle entwickeln läßt. Das ist Musik, die mich selbst dann, wenn sie nachdenklich gestimmt ist – wovon es nicht viele Stücke gibt, die meisten Sachen zielen auf Lebenslust ab! -, noch mit Freude erfüllt, mit Begeisterung für das Leben, das ich lebe. Neue deutsche Volksmusik ist meilenweit vom Musikantenstadl entfernt, aber eines hat sie damit gemeinsam: Es geht um gute Laune, um Stimmung – und in den kabarettistischeren Ecken der Kunst auch um das, was der Fan am Kabarett liebt.

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