Supermarktstorys

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Murnau, Ostern 2016. Ich fahre gerne ganz früh morgens zum Einkauf. Um 7 Uhr macht der Tengelmann in Murnau auf. Der Netto nebenan auch. Aber ich bevorzuge den Tengelmann. An den Wochentagen bin ich oft der Erste, an den Sonnabenden nicht. Da kommen ganz früh auch die ersten Panikeinkäufer, um sich für den Sonntag einzudecken und die Monate danach, denn ab Montag gibt es ja nichts mehr.
Wenn man früh morgens zum Einkauf fährt, lernt man die Leute, die dort arbeiten, viel besser kennen. Sie sind noch entspannt, nicht gestresst. Sie lächeln, grüßen, und die Kassiererinnen merken sich schnell deinen Namen. Ich zahle regelmäßig mit EC-Karte. Da steht der Name drauf.

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Einkauf ohne Worte. Irgendwann wollte ich ein Brot kaufen. Ein »Schlesisches«, wie es heißt. Das ist früh morgens nicht immer fehlerfrei auszusprechen. Beiderseits nicht. Die Dame hinter dem Tresen und ich lachten. Laut und fröhlich. Und das Sprachproblem blieb im Kopf. In Erinnerung. Bei mir sowieso. Aber selbst die Mitarbeiterin der Bäckerei im Tengelmann, die ja tagtäglich viele Gesichter sieht, merkte sich das. Inzwischen kann ich mein Brot wortlos kaufen, wenn sie da ist. Und es gibt immer einen Grund, zu lachen.

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Osterpanik. Der Karfreitag ist vorbei, die Vorräte sind fast aufgebraucht, die Kühlschränke verdächtig leer. Es ist Samstag. Es folgt der Sonntag – und dann ein Feiertag am Montag, ganz ungewöhnlich. Die Panikeinkäufer sind früh auf den Beinen. Der Parkplatz ist voll (siehe dazu # 4). Drinnen verdächtig viele Männer. Unsicher, planlos. Das Terrain ist ihnen erkennbar fremd. Und Frauen – panisch.
Eine rennt fünfzehn, sechzehn Mal zwischen zwei Gemüseregalen hindurch, zu ihrem Wagen, zurück, nimmt Gemüse auf, legt es wieder hin, zurück zum Wagen, nimmt anderes Gemüse, legt es auf die Kontrollwaage. Dabei läuft sie immer wieder durch eine Engstelle, gebildet von Gemüsekörben. Ware, die noch nicht eingeräumt ist. Immer wieder tut sie das. Anstatt den Wagen woanders hinzustellen. Oder sich einen Einkaufszettel zu schreiben.
Eine andere steht verzweifelt am Leergutautomaten. Der hat seit Monaten ein defektes Display, arbeitet aber ansonsten einwandfrei. Muss man nur wissen. Diesmal ist es gar eine Fehlermeldung, knallrot. Unsicher sucht sie nach jemandem vom Personal, wie von der Fehlermeldung angewiesen. Einer steht direkt hinter ihr, aber sie sieht ihn nicht.
Ich bleibe entspannt. Amüsiert. Ich finde es amüsant, wenn andere Kunden im Supermarkt auffällig werden.

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Weniger amüsant ist die Lage auf dem Parkplatz. Die meisten Autos sind einfach zu breit für einen einzelnen Parkplatz. Manche Autos sind sogar so breit, dass man sie auch mit mehreren Versuchen innerhalb von fast zehn Minuten nicht in eine Doppelparkplatzlücke bekommt. Andere Autofahrer brauchen Fußballfelder, um ihren Wagen auszuparken. Rentner mit Gehbehinderung stehen direkt vor dem Supermarkteingang. Die Frau geht rein, in aller Ruhe einkaufen. Der Rentner sitzt am Steuer, der Motor läuft. (Das wird nur noch von Angehörigen des moslemischen Glaubens und deutlich erkennbarem Migrationshintergrund überboten, die zwar einparken können, aber die Burka mit vermutlich enthaltener Frau und den Wagen mit laufendem Motor stehen lassen. [Größter Höhepunkt: Ein Fahrzeug, ordentlich eingeparkt, kein Mensch darin, abgeschlossen, laufender Motor. Es war das Fahrzeug eines Zuwanderers aus arabischem Raume, wie sich zeigte.]) Umwege sind lang, ringförmige Einbahnstraßen schwer verständlich. Die Breite der Ausfahrt entspricht der der Einfahrt, also kann man auch die Ausfahrt als Einfahrt benutzen und sich eine Runde über den viel zu vollen Parkplatz sparen.

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Ich fahre gerne früh morgens zum Einkauf. 7 Uhr. Zum Tengelmann. Es sind meist die gleichen Menschen, die man beim Einkaufen trifft. Die Blondine, die auch irgendwo dort wohnt, wo ich residiere. Oder jedenfalls oft dort zu tun hat. Der ältere Mann, der offensichtlich für eine ganze Familie einzukaufen pflegt. Immer sehr viel Gemüse. Andere Menschen, die einen nicht beachten. Meist Handwerker. Wenn ich in einigen Jahren Murnau verlassen werde – und das ist so oder so sicher –, dann werde ich wenig vermissen. Der Tengelmann, die Blondine, der ältere Mann, die Mitarbeiter und vor allem meine Kassiererinnen gehören zu den schönen Erinnerungen.

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