Inspektor gibt’s kaan!

Kottan ermittelt – Akte 1, Disc 1
(1976) (AT, 1976–1983, www.imdb.de/title/tt0083438)
Kottan ermittelt – Den Tüchtigen gehört die Welt
(AT/USA, 1981, www.imdb.de/title/tt0096349)
Kottan ermittelt – Rabengasse 3a (AT, 2009, www.imdb.de/title/tt1558803)

Ja, diesen Kommissar muss man mögen. Oder eigentlich weniger den Kommissar Kottan – vielmehr sollte man nicht nur den Drehbuchautoren Helmut Zenker mögen, sondern auch den Macher der TV-Serie und der Filme, den Peter Patzak. Zenker und Patzak haben meines Wissens außerhalb der Kottan-Geschichten noch einige Male zusammengearbeitet, aber beim Kottan haben sie vom Leder gezogen, dass die Schwarte lustvoll krachte.

Interessanterweise war die Hauptfigur, was die Besetzung anging, die wohl unsteteste Besetzung in der ganzen Mischpoke. Den Anfang machte der Peter Vogel in drei Folgen zwischen 1976 und 1978; er tauchte später als Polizeipräsident wieder auf, als Franz Buchrieser den Kottan (von 1978 bis 1983, 5 Folgen) spielte. Und am bekanntesten war wohl Lukas Resetarits in seinen 14 Folgen von 1980 bis zum Ende der Serie 1983.
Für den, der es mag und mochte, unvergessen sind die Beständigen in der Mannschaft: Walter Davy als der einbeinige Paul Schremser, Curt A. Tichy als der Mike-Hammer-liebende Alfred Schrammel, die Bibiane Zeller als die sensationelle Ehefrau aller Kottane, mit ebenso sensationell wechselnden Weltbildern und Einstellungen zur Ehe, dass man sich die Zeller gut als die ultimative Frau unter allen Frauen hätte vorstellen können, hätte sie dazu noch Gesicht und Figur eines Supermodels gehabt. In immerhin 15 Folgen spielt Carlo Böhm den vom tödlichen Unglück verfolgten Erwin Drballa – er fand immer die Toten, die die Wiener Polizisten beschäftigen sollten. Oder Chris Lohner, die älteren Zusehern <g> noch bekannte österreichische TV-Ansagerinnen-Ikone, die mit völlig ausdruckslosem Gesicht die fantastischsten Schrägheiten österreichischer Fernsehprogrammkultur zelebrierte, dass es einen, der sie kannte, vor Lachen schier zerriss. Oder Kurt Weinzierl, über lange Strecken der Polizeichef Pilch, der immer Probleme mit dem Kaffeeautomaten auf dem Gang hatte …
Viele andere Namen sagen den meisten Deutschen wenig. Aber in 2 Folgen 1983 trat der unvergessliche Eddi Arent auf – und die alten Edgar-Wallace-Filme lebten wieder. Oder Eddie Constantine, der ebenfalls 1983 in 2 Folgen als Lemmy Caution auf die Leinwand zurückkehrte.

Ich stehe jetzt noch am Anfang meiner Sammlung der Kottan-Streifen. Die Seasons der TV-Serie heißen hier »Akte«, und auf jeder Scheibe sind wohl zwei Folgen. Die erste Scheibe der ersten »Akte« enthielt die Folgen »Hartlgasse 16a« und »Der Geburtstag«. Die »Hartlgasse 16a« gibt es auch als »Rabengasse 3a« – gleicher Plot, andere Schauspieler, und das Ganze ist die Aufzeichnung eines Theaterstücks aus dem Jahre 2009 (!), mit u. a. einer tollen Doris Schretzmayer in einer der Hauptrollen.
Der Kinofilm »Den Tüchtigen gehört die Welt« ist ein hochinteressantes Experiment. Obwohl aus dem Jahre 1981 stammend, als längst Lukas Resetarits den Kottan spielte, kam hier neuerlich Franz Bruchrieser zum Zuge – und der Resetarits spielte einen Bösewicht. Die Zeller spielte Dr. Herta Aichinger, die mit dem Kottan so oder so nichts Eheliches zu schaffen hatte, und den Schrammel spielte Peter Neubauer, was fast gewöhnungsbedürftig war. Richtig eingesetzt war – naheliegend wegen seiner Einbeinigkeit – nur der Walter Davy als Schremser Paul. – Dieser Kinofilm war eine Produktion aus Österreich und den USA und hatte auch in den USA 1982 Weltpremiere. Möglicherweise war das ein Versuch, mit dem Plot auf dem amerikanischen oder überhaupt internationalen Markt Fuß zu fassen. Das würde auch den sehr abgeschwächten Humor gegenüber der TV-Serie erklären.

Der Humor ist das, was die ganzen Kottan-Geschichten ausmacht. Der Humor ist auch das, was darüber entscheidet, ob man die Sachen mag oder nicht. Ähnlich wie bei »Magnum p.i.« gab es keine Zwischenstadien. Entweder man liebte Kottan oder man hasste ihn.
Möglicherweise wäre meine Fankarriere diesbezüglich anders verlaufen, wenn ich Kottan gleich mit den ersten Folgen gesehen hätte, denn zugegebenermaßen gefällt mir Peter Vogel heute noch überhaupt nicht, und der Buchrieser muss noch viel daran arbeiten, dass ich ihn einmal wirklich mag, aber die Folgen mit dem Resetarits, die waren allesamt der Brüller, die waren nicht nur von Wiener Humor erfüllt, sondern beinahe surrealistisch und fantastisch im Sinne magisch-unmöglicher Geschichten. Der Resetarits hat mich zum Kottan-Fan gemacht, das ist unzweifelhaft so. Und das wird auch so bleiben.

(Beim Schreiben dieses Beitrags bin ich so durch die IMDb gesurft und habe festgestellt, dass am 17.03.2011 in Deutschland »Kottan ermittelt: Rien ne va plus« (www.imdb.de/title/tt1428448) Premiere haben wird. Die Besetzung: Lukas Resetarits spielt den Major Adolf Kottan III, Udo Samel – auch bekannt – den Heribert Pilch, Robert Stadlober den Alfred Schrammel – das kann ich mir so jetzt nicht vorstellen –, Johannes Krisch den Paul Schremser – Walter Davy ist schon am 14.09.2003 verstorben –, und die gute alte Bibiane Zeller spielt einmal mehr die Ilse Kottan. Ich bin gespannt, was das für ein Film wird. Zenker ist ebenfalls 2003 gestorben, der alte Patzak – Jahrgang 1945 – lebt aber noch und führte Regie; das Drehbuch von »Kottan ermittelt: Rien ne va plus« stammt von Jan Zenker, dem Sohn Helmut Zenkers.
Na, wir werden sehen.)

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