Phil Rickman
DER TURM DER SEELEN
Ein Merrily-Watkins-Mystery (Band 4). Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, Oktober 2010, Übersetzung: Karolina Fell, 622 Seiten, ISBN 978 3 499 25333 1
VORBEMERKUNG
Als der lange vorbestellte vierte Band um die britische Exorzistin Merrily Watkins hier aufschlug, war ich überrascht. Was – schon wieder so viel Zeit vergangen? Und diesmal stürzte ich mich nicht wie ein hungriger Löwe auf das Werk, sondern versuchte, mich wie ein gesitteter Gourmet zu benehmen.
WORUM GEHT ES?
Merrily Watkins ist immer noch »Beraterin in spirituellen Grenzfragen« und sie ist sich immer noch nicht ganz sicher, ob sie diesen Job wirklich machen kann. Diesmal ist sie mit zwei Fällen beschäftigt, die abgesehen von einem einzelnen Element nichts miteinander zu tun haben, sich aber natürlich gegenseitig in die Quere kommen, weil die Watkins halt auch nur immer an einem Ort zur gleichen Zeit sein kann. Der eine Fall dreht sich sich um einen zunächst schief gehenden Exorzismus eines Geistes in einem Haus, bei dem sich später herausstellt, dass der Geist nicht zu der Person gehörte, die man zunächst annahm; in diesem Fall ging es auch um Mord. Der andere Fall ist der eines adoptierten Mädchens von etwa vierzehn Jahren, die in einer recht religiösen Familie lebt – und diese Religiosität zunächst auch selbst angenommen hat – und glaubt, mit ihrer verstorbenen Mutter in Kontakt gekommen zu sein. Das verbindende Element beider Fälle sind … Zigeuner, oder genauer: Roma.
WIE IST DER STIL?
Wie gehabt. Spannend, schnell geschrieben, filmreif, denn so ist auch dieser Plot gestrickt: vollständig durchsetzt mit Cliffhangern, Szenenschnitte wie in guten Thrillern. Einwandfrei.
WAS GEFIEL NICHT?
Nichts, eigentlich. – Manchmal wünscht man sich, die Watkins wäre nicht so unsicher, würde nicht so sehr an sich selbst, an ihrem Job und an der Welt zweifeln. Doch im vierten Roman erkennt man, dass Rickman das als stilistisches Element einzusetzen scheint, denn es kommt immer auch die Erkenntnis für den Leser, dass es gar nicht anders geht: Die Watkins könnte den Job nicht machen, ohne zu zweifeln. Und es wäre unglaubwürdig, wäre sie dem Unglaublichen gegenüber so selbstbewusst und unzweifelhaft, wie ein Arnold Schwarzenegger gegenüber den bösen Feinden.
WAS GEFIEL?
Das ganze Buch. Uneingeschränkt und ohne Ausnahme.
EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?
In diesem Falle nicht. Die Auswahl fiele viel zu schwer, es wären aber vor allem Dialoge. Die zwischen Merrily Watkins und Lol Robinson – der in Band 4 auch wieder in die Handlung eintritt – haben es in sich, und auch alle anderen Dialoge lassen diese als eine der Stärken Rickmans erkennen.
ZU EMPFEHLEN?
Unbedingt – wie die vorherigen drei Bände auch.
NOCH WAS?
Die nächsten drei Bände sind bei Amazon schon vorbestellbar und kommen im Januar, April und August 2011.