Stand der Überraschung

State of Play – Stand der Dinge
(Kevin Macdonald, USA, UK, FR 2009)

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Da hatte ich mal sturmfreie Bude, am Sonntagabend. Die Holde musste nicht nur arbeiten, nein, es gab auch noch ein Teammeeting, und das hieß: späte Heimkehr. Gewohnheitsmäßig fand ich mich gegen 20 Uhr vor der Flimmerkiste ein und hatte bei www.tvtv.de gecheckt, was so geht, aber so bombig sah das nicht aus.

Und der Film, der dann um 20.15 Uhr auf SKY CINEMA startete – der hier besprochene nämlich – fing auch gar nicht so toll an. Die Kameraführung und einige Stilelemente ließen mich anfangs einen von diesen nervigen Neofilmen mit Handkamera, Gewackel und Hektoschnitt vermuten, die so gemacht werden, weil sie sonst nichts zu bieten haben. Keine Namen, keine Ideen, keine Handlung, keinen Kick.
Aber hallo?
Namen? Russell Crowe, Ben Affleck, Rachel McAdams, Helen Mirren, Robin Wright (Penn), Jason Bateman, Jeff Daniels … ähm … Namen?
Was war das für ein Film? Naja, ein Thriller. Eine Story um einen Doppelmord – oder eigentlich einen dreifachen, ein doppelter dort, ein einzelnder woanders. Zwei Journalisten in der Hauptrolle: Russell Crowe und Rachel McAdams. Er traditioneller Schreiberling, sie von der Onlinemischpoke. Die Storys, hinter denen beide her sind, haben anfänglich nichts miteinander zu tun, aber sie finden zusammen – die Storys, nicht die Hauptfiguren –, und die Ereignisse münden nicht nur in einer Figur – Ben Afflecks –, sondern auch in hochinteressanten und hochbrisanten Erkenntnissen.
Hat man den Anfang überwunden, die ersten fünf, zehn Minuten, in denen man sich wirklich mit so einem dämlichen Neostreifen konfrontiert glaubt, dann wird einem bestes amerikanisches Thrillerkino geboten, vom Allerfeinsten. Über Crow muss man sich eh nicht streiten; der man diversifiziert, und das ist okay. Für mich ist er gut, in diesem Film einmal mehr. Affleck hat eine Nebenrolle, das ist unzweifelhaft, aber er meistert sie mit Bravour, füllt sie gut aus, ohne dass man den Eindruck hat, das wäre für ihn ein Problem gewesen. Ein Profi halt, oder? Und die McAdams … ich mag sie eigentlich nicht, weil sie mir als Frau nicht gefällt, weil die Rollen, die sie meistens spielt, nicht mein Ding sind, aber in diesem Fall: Hut ab, Lady, das hat mich beeindruckt. Ein hübsches Stück Talent haben wir da heraushängen lassen, mannomannomann. Jason Bateman ansonsten hätte mich beinahe eine schlaflose Nacht gekostet, weil er so sehr maskiert war, dass man ihn erahnen konnte, aber nicht wirklich erkannt hat, wodurch dieses »Auf der Zunge liegen«-Syndrom zustande kommt und kam. Zum Glück gibt’s bei SKY ja noch einen Nachspann :)

Völlig überraschend jedenfalls hat mir dieser Film doch glatt meinen Sonntagabend gerettet. Oder verfeinert, um genau zu sein. Ein feines Stück Film, gern gesehen und auf die Wiedervorlage gelegt. (Und bei Lovefilm schon eingebucht, denn als Affleck- und Crowe-Streifen gehört der in meine Sammlung.)

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