Glühende Gelassenheit

Firefly
(Joss Whedon, USA, 2002, TV-Serie)

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Serenity
(Joss Whedon, USA, 2005)

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Weihnachten ist rum. Silvester ist auch überstanden. Welche Freude. Die letzten Vorräte, die noch verblieben sind, weil wieder zu stolz und mit zu großem Sicherheitsspielraum für alle Eventualitäten produziert wurde, werden sich nach und nach dezimieren. Und dann – Diät …

Am 26.12.2009 haben wir – meine Freundin und ich – die Gelegenheit genutzt, uns »Firefly« zu geben, eine TV-Serie, die, glaubt man diversen Menschen, die sie vor uns gesehen haben, Kultstatus besitzt und sehr gut sein sollte. Nun …
Eigentlich hatten wir schon am 25.12.2009 begonnen, mit der ersten Folge der eigentlichen TV-Serie. (Zum Glück hatte mich jemand vorgewarnt, dass »Serenity«, der Kinofilm, nicht der Pilot-, sondern quasi der Abschlussfilm der Serie ist.) Und die empfanden wir beide gleichermaßen als problematisch. Ich für meinen Teil hätte es beim »Genuss« dieser ersten Folge belassen, wenn ich das Teil im Fernsehen gesehen hätte und auf die nächste Folge auch nur einen Tag hätte warten müssen. Was da über den Bildschirm flimmerte, war bestenfalls konfus. Eine völlig übergangslos beginnende Handlung auf einem Schlachtfeld, durchgehend aufgebaut, als hätte es zuvor schon eine Folge mit einem erklärenden Hintergrund gegeben, wurde gefolgt von ebenso übergangslos beginnenden Aktivitäten in einer offensichtlich anderen, späteren Handlungszeit, jedoch genauso wenig erklärt oder auch nur erwartungshaltungsfördernd aufgebaut – im Sinne von ein Klötzchen aufs andere zu setzen –, bis dann endlich (nach, ich glaube, zehn Minuten; gefühlt waren es leicht dreißig …) der eigentliche Vorspann kam.
Man kann ja viel machen, wenn man einen Film dreht, ich habe auch schon zahlreiche recht schräge Einstiege in einen Film, in eine Handlung, auch in eine TV-Serie gesehen. Aber der Einstieg in »Firefly« ist mir so sauer aufgestoßen, dass ich es nicht nur nicht vergessen habe, bis die Serie durch war, sondern auch nie mehr vergessen werde. Es ist einfach nicht lustig, wenn man sich unsicher sein muss, ob der DVDplayer oder der DivX-Player nicht wieder patzt. Ein Fauxpas aus meiner Sicht, der die Serie leicht einen Punkt einer möglicherweise zehn Punkte umfassenden Skala gekostet hat.

Am 26.12. gab es dann, wie erwähnt, die folgenden dreizehn Folgen. Im Englischen haben die Folgen übrigens Titel (siehe Links zu Beginn des Textes), die Folgen auf den deutschen DVDs anscheinend nicht, jedenfalls sind mir zum Zeitpunkt des Genusses keine mehr aufgefallen.
Die Serie selbst ist … nett. Ja, nett. Nicht weniger. Und vor allem nicht mehr. Irgendeinen Ansatz für eine halbwegs plausible Erklärung, warum diese Serie Kultstatus haben sollte, habe ich nicht gefunden – zu keinem Zeitpunkt. Die Charaktere sind insgesamt alle eher flach. Oder nein, nicht flach – stereotyp. Das habe ich alles schon mal in anderen Serien gesehen. Der Captain (Nathan Fillion) ist ein bisschen unvernünftiger als die anderen, als wolle er James T. Kirk nacheifern. Seine Erste Offizierin (Gina Torres) ist die Quotenschwarze in der Serie, politically correct mit einem Weißen verheiratet (meine Freundin bemerkte, dass es umgekehrt höchst selten der Fall wäre, und wohl auch nur dann, wenn genau das ein main subject in dem Streifen wäre) und insgesamt noch die herausragendste Figur. Ihr Mann wird von Alan Tudyk gespielt, dem irgendwann ziemlich am Ende der Serie – Folge 12, glaube ich – auch endlich einfällt, dass man als Ehemann ja mal eifersüchtig sein könnte, weil die Holde die ganze Zeit mit dem Captain abhängt und herumabenteuert. Inara Serra (Morena Baccarin) ist ganz sicher keine unansehnliche Figur, aber das Konzept des Companions war in dieser Serie nicht nur völlig verschwendet, die Darstellung der Baccarin hatte auch so gar nichts, das irgendwie zu ihrem Job gepasst hätte. Nicht, dass ich mir hier massiven Einsatz nackter Haut und erotischer Szenen gewünscht hätte; aber die Baccarin wirkt in dieser Rolle leider wie eine Hausfrau mit einer unglücklichen Leidenschaft, ihre Schminkvorräte regelmäßig aufzufüllen.
Adam Baldwin spielt den weitgehend intellektfreien Muskelmacker Jayne Cobb, der aber genau durch diese Charakterisierung noch nach der Torres an zweiter Stelle zu sehen ist. Auch Jewel Staite als Kaylee Frye ist ganz nett, obwohl der Hut mit dem weiblichen Technikgenie auch vor der Serie schon älter war. Shepherd Book (Ron Glass) ist als Priester nicht nur grundsätzlich unglaubwürdig, sondern mehr als offensichtlich auch kein solcher; was er nun wirklich darstellen sollte, kommt in den vierzehn Folgen ebenso wenig heraus wie in dem abschließenden Kinofilm »Serenity«.
Und die Top-Nervigkeit liefern letztlich die Tam-Geschwister, gespielt von Sean Maher und Summer Glau ab. Es mag ja sein, dass irgendjemand ordentlich am Hirn des Mädels herumgespielt hat, aber bei dem Versuch, hier einen durchgängigen und stimmigen Charakter zu entwickeln hat ganz sicher noch jemand an jemandes Gehirn gespielt.
Insgesamt ist die Serie, wie gesagt, nett. Sie ist nicht wirklich schlecht – aber sie ist nicht gut. Es gibt immer wieder ein paar nette Gags, es gibt ein paar nette Dialoge, es gibt ein paar nette Ideen, aber das ist alles seicht, flach und letztlich so interessant wie eine Mittelalter- oder Westernserie. Vor allem wie Letzteres wirkt die Serie auch oft, nicht nur wegen der countrylike klingenden Titelmelodie. (Und an irgendeiner Stelle der zweiten oder dritten Folge fragte ich meine Freundin, ob das Ganze nicht ein ganz klein wenig von den Waltons hätte …)
Wir haben die Serie tapfer durchgehalten, bis zum Schluss. Hätte es noch eine fünfzehnte Folge gegeben, hätten wir die vielleicht auch noch geschafft. Aber dem Herrn – oder wer auch immer dafür sorgte, dass die Serie ein recht früh wirkendes Ende fand (und es war kein gewolltes, das war nach der vierzehnten Folge mal sicher) – sei gedankt, dass es damit gut war. Wenn man die Serie einmal gesehen hat, ist es okay. Kult ist etwas anderes.

Entschädigt hat uns dann allerdings noch der Kinofilm »Serenity«. Die Schauspieler waren die gleichen, die in der Serie gespielt hatten; da hatte es wohl keinen Bedarf zu einem Austausch gegeben. Durch den zeitlichen Abstand in der Produktion wirkt der Kinofilm anders. Es gab offensichtlich mehr Geld, die technischen Umsetzungen sind eindeutig besser, das Drehbuch ist actionreicher und insgesamt spannender, die Charaktere der Figuren sind letztlich immer noch so stereotyp wie in der Serie, aber durch die insgesamt bessere Gesamtkomposition ein wenig spritziger, ein wenig farbiger, nicht ganz so nett. Es gibt in dem Film dann auch noch ein paar Erklärungen, die man in der Serie gern gesehen hätte – zu Shephard Books wirklicher Profession allerdings auch hier nicht –, und es gab einige Dinge, die offensichtlich nicht zur Serie passten, z. B. in Bezug auf das Verhältnis des in der Serie vor allem von Jayne Cobb ungeliebten Tam-Geschwisterpaares zur Restcrew (und hier wiederum vor allem das Verhältnis zwischen Dr. Simon Tam [Sean Maher] und Kaylee Frye [Jewel Staite] betreffend, das in der Serie schon einen deutlichen Schritt »weiter entwickelt« war als im Film).
Kultstatus würde ich auch dem Kinofilm nicht zuweisen wollen. Aber es ist keine wirkliche Zeitverschwendung, wenn man ihn mit genügend zeitlichem Abstand noch ein zweites Mal sieht (was bei mir auch der Fall war), und er ist als Filmproduktionsergebnis eine deutlich solidere Arbeit geworden als die Serie im Gesamtüberblick.

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