Ein Mann, ein Loch, vielleicht ein Freund

Wenn ich dies schreibe, ist Pfingstmontag, der 25. Mai. Heute ist er seit fünf Tagen nicht mehr unter uns – ein paar Stunden hin oder her vielleicht. Dr. Martin G. Schmidt, der in der Szene der SF-Fans, Fantastikfans, Horrorfans, der Käufer und Leser zahlloser Bücher aus Klein- und Kleinstverlagen (wie dem meinen) unter dem genialen Künstlernamen Crossvalley Smith aktiv war, ist nicht mehr unter uns. Ich kenne die genauen Umstände nicht, die Vorgeschichte nur bruchstückhaft, aber es macht keinen Unterschied: Er ist nicht mehr da, und ich weiß, alles, was ich dazu noch erfahren könnte, würde es weder leichter noch schwerer machen, denn noch schwerer kann es nicht werden …

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Der Fünfte vom Kruse

Axel hat mich mit seinem »Glühsterne« ziemlich genervt. Nicht absichtlich, natürlich nicht. Als einer meiner p.machinery-Stammautoren – der treueste von allen, denke ich – hatte er natürlich gute Gründe, immer wieder nachzufragen, was nun gehen würde.
Dann packte ich das Buch an. Das Problem ist meine Arbeitsweise: Ich beschäftige mich mit einzelnen Büchern eigentlich erst dann wirklich, wenn ich beginne, das Korrektorat und Lektorat zu machen. Ich überfliege Manuskripte zuvor, ich lese sie an, ich bilde mir eine Meinung und treffe eine Entscheidung, aber mehr, als dass ich eine Meinung gebildet und eine Entscheidung getroffen habe, sagt das nicht.
Axels »Glühsterne« gefiel mir nicht. Sein Stil war grottig, unter aller Sau, Endzeit, ich dachte, so schlecht hat er noch nie geschrieben. Ich korrigierte – und lektorierte vor allem – eine ganze Reihe von Seiten (ich weiß nicht mehr, ob es 20 oder 40 waren, ist auch egal), schickte ihm das Ergebnis und versuchte, ihm klarzumachen, was mir nicht gefiel.
Er reagierte als Autor. Er hing an dem Buch, wie es war, er hatte auch keine Zeit, es neu zu schreiben, sähe auch nicht ein, warum er das tun solle, auf gut deutsch: »Fick dich ins Knie, ich such mir halt einen anderen Verlag.«
Das ging natürlich gar nicht. Und so traf ich eine Entscheidung, mir das Buch noch einmal vorzuknöpfen und meine eigenen Ansprüche völlig außen vor zu lassen. Ich nahm mir vor, ausschließlich zu korrigieren: Rechtschreibung, Tippfehler, evtl. noch den einen oder anderen Satzstellungslapsus. Und siehe da –
Es ging. Und lustigerweise stelle ich heute, da ich das Buch insgesamt drei Mal gelesen habe (Korrektor & Lektorat, Layout, Korrekturfahne auf Papier), fest, dass es mir gefällt. Wie es ist. Ohne Rechtschreibfehler, ohne Tippfehler. Aber auch ohne das, was ich mir ursprünglich vorgestellt hatte, beim Autor als die »Glühsterne« durchzusetzen, die ich in meinem Verlag veröffentlichen wollte.
Am Ende bin ich mir unsicher, wer nun recht hatte: der Autor oder ich. Ich weiß auch nicht, wer am Ende wirklich nachgegeben hat. Und schon gar nicht weiß ich, ob die Leser das Buch mögen werden. Ich habe meine eigenen Ansprüche in diesem Fall erfolgreich in den Arsch getreten und meinen Frieden mit diesem Buch geschlossen. Ich bin nicht sicher, wie ich es rezensieren würde, käme es aus einem anderen Verlag als Rezensionsexemplar zu mir, aber jetzt, in diesem Augenblick, da bin ich von diesem Buch so überzeugt, dass ich sogar erwarten würde, dass es eine Nominierung beim DSFP 2016 bekommen könnte – wenn die übrige Szene weiter so schwächelt, wie sie dies in den letzten Jahren des öfteren getan hat <g>.

Axel Kruse
GLÜHSTERNE
AndroSF 48
p.machinery, Murnau, Mai 2015, 216 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978 3 95765 032 0 – EUR 8,90 (DE)

Das Kopfecho vom K. K.

Was ich mit K. K. als Autor anfangen soll, weiß ich nicht wirklich. Der Mann lebt in der Schweiz und ist offensichtlich ein Multitalent. Aber er ist – komisch? geheimnisvoll? seltsam? Keine Ahnung. Er ist vor allem überraschend unkompliziert. Obwohl er während der Produktion des Buches immer wieder – und nicht wenige – eigene Ideen einbrachte, hat er sich nie wirklich darüber beschwert, dass ich sehr viele seiner Ideen nicht realisieren wollte, weil sie der »Corporate Identity« der Bücher von p.machinery widersprachen, weil sie mir subjektiv nicht gefielen, warum auch immer. Er war bei diesem ersten Buch – ich fürchte (und hoffe!), es folgen weitere – immer konstruktiv, innovativ, er war durchaus fleißig, was die Beteiligung an der Fertigstellung des Buches anging, er war –
Keine Ahnung. Ich kenne den Namen hinter »K. K.« – und werde ihn natürlich nicht verraten, das ist so in meinem Verlag. Er ist auch nach dem Kontakt im Rahmen der Produktion dieses Buches immer noch geheimnisvoll. Ich finde das okay. Ich kann als Korrektor, Lektor, Druckvorlagenmacker und Verlegerlein auch mal meinen kleinen Thrill gebrauchen. Der steht mir zu.
Das Buch selbst ist vorrangig ein Thriller. Ein Krimi. Und es gibt ein kleines fantastisches Element, das aber für eine Berücksichtigung im Bereich der klassischen fantastischen Literatur kaum ausreichen wird. Mir war das egal. Nachdem ich das Schweizerdeutsch des Autors korrigiert hatte – wir 0815-Deutschen wissen vermutlich meist gar nicht wirklich, wie anders die Schweizer das Deutsche verwenden –, hatte ich ein Buch, das mir gefiel. Und deshalb:

K. K.
WIE EIN ECHO IN MEINEM KOPF
Action, Thriller, Mystery 6
p.machinery, Murnau, Mai 2015, 124 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978 3 95765 031 3 – EUR 6,90 (DE)

Der Bruder vom Beisswenger

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich an Kai Beisswenger und seinen Roman geraten bin. Man bekommt so viele E-Mails, hat so viele Facebook-Kontakte … irgendwann spielt es einfach keine Rolle mehr.
Kai hat mir seinen Roman angeboten, aus irgendeinem Grund habe ich ihn abgespeichert und gesagt: »Schaue ich mir an«. Das ist so eine Aussage, in der auch ein »…, dauert aber« enthalten ist. Und so war es auch.
Als ich das Buch dann las, war ich in mehrerlei Hinsicht überrascht. Das Ganze ist durchaus eine SF-lastige Geschichte, es geht um Paralleluniversen, um das Leben von Menschen des einen Universums in einem anderen, eigentlich also eine uralte Kamelle, die so oder so oder anders von vielen SF-Autoren schon beschrieben wurde.
Kais Werk fällt insofern ein wenig anders aus, als dass sich viel Lokalkolorit findet. Sehr unterschiedlicher Lokalkolorit. Menschen, die in Frankfurt geboren sind, dort leben, sich dort wohlfühlen, kommen ebenso auf ihre Kosten, wie ich als gebürtiger Düsseldorfer (Kai lebt in der Nähe von Düsseldorf und arbeitet in dieser mondänsten Stadt Deutschlands). Fußballfans kann dieses Buch wärmstens empfohlen werden, vor allem solchen, die sich historisch bewandert fühlen, was deutschen Fußball angeht – obwohl das Buch alles ist, nur kein Fußballbuch.
Die Geschichte selbst ist sehr schräg. Sie würde sich für eine Verfilmung eignen. Irgendwann fielen mir Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu – die ja schon das eine oder andere Mal zusammen gefilmt haben – als mögliche Topbesetzung für eine Verfilmung ein, und bis zuletzt ist mir der Gedanke nicht aus dem Kopf gegangen (sic!).
»Der verlorene Bruder« heißt als E-Book »Nichts ist besser als das Leben«, ein Titel, der mir nicht passend schien. Kai war mit einer Änderung einverstanden, und auf der Verlagsbuchseite wird auf das E-Book und dessen Titel hingewiesen.

Kai Beisswenger
DER VERLORENE BRUDER
Action, Thriller, Mystery 5
p.machinery, Murnau, Mai 2015, 140 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978 3 95765 030 6 – EUR 7,90 (DE)

Seltene Hundetrainer|innen

Dass ich Hundebesitzer bin, Hundefan, dass ich Hunde mag, am liebsten jeden Flohsack und Zeckentanker totknuffeln würde, dass ich gerne Hundebilder anschaue – vor allem bei Facebook <g> –, dass ich im Hundetierschutz aktiv bin (zugegebenermaßen als Anfänger und bislang vor allem mit finanziellem Aufwand), das alles sind Sachen, die ich wohl nicht mehr erwähnen muss, möchte ich vermeiden, die Community über alle Maßen zu langweilen. Trotzdem:
Natürlich beschränken sich meine Aktivitäten nicht nur auf Facebook. Und so habe ich irgendwann – möglicherweise über Facebook (sic!) – einen Blog entdeckt, der mich immer wieder in höchstem Maße erfreut: https://089dogs.wordpress.com. Blogbetreiberin ist die – im Übrigen auch noch gut aussehende <g> – Hundetrainerin Nathalie Örlecke, und das »089« im Blognamen kommt von ihrem Standort: 089 ist bekanntermaßen die Vorwahl von München.
Nathalie ist für einen Kleinverleger wie mich eine Ausnahmeerscheinung: Sie kann ganz offensichtlich nicht nur gut mit Hunden umgehen – was sich daran zeigt, dass sie immer noch Hundetrainerin ist, aber was auch aus ihren Textbeiträgen hervorgeht –, nein, das ist ihr nicht genug. Darüber hinaus kann sie schreiben. Sie kann gut schreiben. Sie kann sogar sehr gut schreiben. Ihre Beiträge sind nicht nur inhaltlich reizend – im Sinne von »anregend« –, sie sind auch stilistisch gut, sie sind dramaturgisch schön und – sofern man davon sprechen mag – korrekt aufgebaut, sie erfreuen den Leser, sie regen an, den Blog zu verfolgen und nicht einfach zu vergessen (wie ich es mit einigen anderen Blogs von weniger begnadeten Schreibern schon getan habe).
Wer Hundebesitzer ist und seinen Hund liebt, wer mit seinem Hund gemeinsam mit der Umwelt in Frieden und Gegenseitigkeit existieren möchte, wer möchte, dass es seinem Hund gut geht, wer überhaupt einfach nur – wie ich – Hundefan ist, Hunde mag (und Menschen, die auch Hunde mögen), der findet in diesem Blog viele Texte, in denen – nicht immer, aber manchmal doch ganz gut versteckt – wertvolle Hinweise stecken, immer aber amüsantes Textmaterial, das sogar einem Nichthundebesitzer ein Lächeln auf das Gesicht zaubern kann.
Ja.
Ich finde, das musste mal geschrieben werden :)

Das Kino vom Kiefer

Peter Kiefer gehört seit »Treibgut« zu meinem Verlag, ein Buch aus der Reihe »ErlebnisWelten«, eine Mischung aus Reiseerinnerungen zahlreicher Reisen quer durch die Welt, zahlreichen Bildern, das erste Buch, das ich nach dem Weggang von Books on Demand in dem opulenten 210×210-Format (Softcover; die Hardcover haben 216×216 mm) beim Schaltungsdienst Lange produziert habe. Das Layout des Covers war indirekt auch die Vorlage für die Bücher von Die|QR|Edition – weil es mir gefällt. (Und es ist eben mein Verlag, weshalb dort gemacht wird, was mir gefällt.)
Dass Doktor Kiefer – ich weiß lustigerweise gar nicht, was für einen Doktortitel er trägt – auch literarisch aktiv ist, hat mich ein wenig überrascht, gleichzeitig aber auch erfreut. Sein »Treibgut« war schon gut geschrieben, und sein »Kleines Kino« hat mir sehr gefallen. Literarische Juwelen zu benennen steht mir als Klein(st)verleger nicht zu, aber ich hatte mehr als einmal ein Blinken im Auge, als ich das Manuskript las (was für mich als Korrektor, Lektor und Druckvorlagenproduzent in Personalunion ja mehr als einmal vorkommt).
Peter Kiefer hat den Roman als »Slapstick« eingestuft, was für meine Verlagsveröffentlichung insofern problematisch war, als dass dieser Begriff der »situativen Komik« heutzutage durch dumm-amerikanische Soaps und Under-Gürtellinien-Filme längst zu einer genretechnischen Beleidigung verkommen ist und von niemandem, den man vielleicht ernsthaft ansprechen möchte, noch als das wahrgenommen und erkannt wird, was es ist: »situative Komik«. Kiefers Buch ist nicht albern, sondern durchaus ernsthaft, aber wir wissen nicht erst seit Buster Keaton und Woody Allen, dass Komik nicht albern ist, sondern durchaus einer gewissen Ernsthaftigkeit auf beiden Seiten – dem Präsentator und dem Betrachter – bedarf. Wie auch immer …
Der Markt wird entscheiden, wie gut dieses Buch läuft. Ich bin mir bewusst, dass ich einen winzigen Verlag habe, der vor allem mit seinen Nicht-SF-Reihen noch winziger ist, als ich mir das wünschen sollte. Aber ich bin notfalls auch mein eigener Fan, wenn sonst keiner mitziehen mag.

Peter Kiefer
KLEINES KINO
Action, Thriller, Mystery 4
p.machinery, Murnau, Mai 2015, 120 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978 3 95765 029 0 – EUR 6,90 (DE)

Göttlich? Mitnichten!

Alexander Knörr, Roland Roth (Hrsg.)
TERRA DIVINA
Auf den Spuren der göttlichen Lehrmeister
Ancient Mail Verlag Werner Betz, Groß-Gerau, 2012, DIN-A5-Bausparer-Paperback, 316 Seiten, ISBN 978 3 944198 17 0

VORBEMERKUNG
Man hat es nicht immer leicht. Meistens. – Alexander Knörr ist mir eigentlich eher suspekt, was seine schriftstellerischen Fähigkeiten angeht, während ich von Roland Roth einerseits weiß, dass er auf dem Sektor dieser Art von »Literatur« nicht nur ein großer Name war und ist – er hat, glaube ich, sogar mal ein einschlägiges Periodikum herausgegeben –, sondern auch ein Autor, der trotz aller thematischen Bedenklichkeiten eines einwandfrei drauf hat: das Schreiben.
Aus dem Stapel der noch vorliegenden Ancient-Mail-Verlag-Werke griff ich mir diese Sammlung – bei Kurzgeschichten würde man das als Anthologie bezeichnen – von Artikeln zu unterschiedlichen Themen, in der Hoffnung, durch die Abwechslung vielleicht auch die eine oder andere nicht ganz so übel aussehende Perle zu entdecken.
Nun ja …

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