Schlechte Verlierer vielleicht?

Keine Ahnung. Meine Rezension zu Abel Inkuns Buch »DER TOD AUS EINER ANDEREN WELT« hat im Forum des Noel-Verlages, der das Buch herausgebracht hat, für Aufregung gesorgt. Ab hier (siehe Edit 10.01.2017 unten). Wobei man die meisten Auswüchse der Diskussion, von denen Paul Sanker, der hinter dem Pseudonym steht, mailte, vermutlich nur als registriertes Mitglied oder wegen Löschungen gar nicht mehr lesen kann. Da war die Rede von »ungerechtfertigten Angriffen«, wie schwer es ein Kleinverlag hätte, wie immens die Arbeit (wohlgemerkt: bei einem nicht durchgeführten Korrektorat und Lektorat) und die finanziellen Belastungen des Verlags seien. Es soll noch zwei Autoren gegeben haben, die meine Kritik bestätigt haben; einer von ihnen wurde des Forums verwiesen. Und die Autoren sollten doch mehr für die Vermarktung ihres eigenen Buches tun. Und so weiter, und so fort.

Natürlich wurde ich auch angegriffen und natürlich auch mein Verlag. Ich hätte keine Ahnung von Typografie und Layout, die Titelbilder meiner Bücher seien schlecht, gar grauenvoll und vor allem unleserlich. Man könne meine Bücher nicht bei mir, sondern nur im Buchhandel oder im Internet kaufen (wie unbequem <g>), ich wisse nicht, was eine Titelei sei (das sei nämlich nicht das, was auf dem Titelbild zu lesen ist), meine Sätze seien so verschachtelt, dass man das Buch kennen müsse, um sie zu verstehen (eyh, wenn ihr einfache Sätze wollt, lest die BILD), und so weiter, und so fort.

Solche Kritik trifft mich nicht. Ich weiß, daß meine Arbeiten gut sind. Ich weiß, daß die ANDROMEDA NACHRICHTEN des SFCD seit nunmehr einigen Jahren gut sind; immerhin haben sie sogar den European SF Award 2009 gewonnen. Ich weiß, daß das ANDROMEDA SF MAGAZIN 151 zum 50jährigen PR-Jubiläum gut ist, weil es so auf der Perry-Rhodan-Website nicht nur besprochen, sondern empfohlen wird. Und ich weiß vor allem, von wem ich das gelernt habe, das meine Bücher, die ich heute mache, gut aussehen läßt. Und die Tatsache, dass die Verkaufszahlen meiner Bücher gering aussehen (oder es gar sind) – was auch angeführt wird -, sagt noch nichts darüber, dass die Verkaufszahlen des Noel-Verlags besser sind; jemand, der seine Verkaufszahlen nicht veröffentlicht, kann leicht sonstwas behaupten, wie gut sie aussähen. (Und schon die Tatsache, daß mein Bestseller ein Buch über »Ikebana« ist, hat ja nun gar nichts zu bedeuten; mit diesem Buch hat mein Verlag angefangen und ich wäre ein ausgemachter Vollidiot, würde ich einen solchen »Selbstläufer« nicht ans Halsband nehmen.)
Ich bestreite nicht, auch mal Fehler zu machen. Im Gegenteil. (Erst letztes Wochenende habe ich mit dem Farbproblem des Buchrückens von Ben Rykers C.T.O. 3 »Biss der Cobra« kokettiert.) Ich lasse mir erklären, was ich falsch gemacht habe, lasse mir erklären, wie ich den Fehler vermeide – und dann vermeide ich den Fehler. Ich schmeiße nicht mit Dreck rum.

Was halt – wie so oft in solchen Fällen – überlesen worden sein dürfte, ist die Tatsache, dass das Buch als Text durchaus gefallen hat. Aber auch die Idee eines architektonischen Wunderwerkes von welchem Stararchitekten auch immer wird letztlich daran scheitern, wenn die Handwerker, die es zu bauen haben, nicht wissen, was sie tun, oder nicht tun wollen, was sie tun sollten, oder einfach nur Fehler machen. Ich habe immerhin detaillierte Hinweise darauf gegeben, wie und wo man die Problemstellen des Buches reparieren kann; es wird mich allerdings nicht wundern, wenn eine (vermeintliche) weitere Auflage des Buches in dieser Beziehung völlig unverändert veröffentlicht würde. Die detaillierten Hinweise mit der Begründung zurückzuweisen, ich hätte keine Ahnung – was nachgewiesenermaßen (siehe die Kritiken an den ANDROMEDA NACHRICHTEN, am ANDROMEDA SF MAGAZIN, an MAGIRA – JAHRBUCH ZUR FANTASY, am GEISTERSPIEGEL, an PHASE X [seit der letzten Ausgabe]) nicht richtig ist -, heißt, es sich einfach zu machen, nichts zu ändern, alles zu lassen, wie es ist, und mit den gleichen Problemen einfach weiter zu leben. Auch gut. Kann man so machen. Muß man aber nicht.

P.S.: Die Macher des Onlinemagazins PHANTAST (fictionfantasy.de) haben es nach meiner Kritik an No. 1 geschickter gemacht. Sie haben mich die No. 2 „Korrektur lesen“ lassen …


Edit 10.01.2017: Inzwischen ist das alte Forum des Noel-Verlages ebenso wenig existent wie alle anderen Foren, die Noel auf seiner »Website« verlag-gesucht.com (allein eine solche Domain ist schon kritisch zu betrachten …) anbietet (immerhin drei Stück).

10 Replies to “Schlechte Verlierer vielleicht?”

  1. Vielen Dank, Herr Haitel, ich hätte Ihr Angebot trotzdem ausgeschlagen, da schon von Grund her meine Geschichte nicht in Ihr Programm gepasst hätte.
    Ich bevorzuge, Alexandre in meiner Heimat weiterhin zu veröffentlichen und mein „neues“ Tätigkeitsfeld ist nicht neu, denn mit Unterbrechungen mache ich das schon seit 4 Jahren.
    Ich schenke Ihnen aber gerne eine deutsche „Mangelausgabe“, wenn sie möchten. Vielleicht erwärmt es Ihr Herz auch ganz ohne Kate Beckinsale. Ich habe sogar noch eine Erstauflage, die ich bereits im August 2010 zurückrufen musste… Aber eine Rezi würde glatt Ihren Blog sprengen ;-)

  2. Meine nicht sehr ausgeprägte, aber doch erkennbare masochistische Ader hat mir gerade mit einem heftigen Kopfnicken zu verstehen gegeben, dass ich Ihr Angebot mit dem Mängelexemplar annehmen soll :) Ich schicke Ihnen die passende Anschrift per Mail :)

    LG My.

  3. Herr Saint Julien,

    danke für Ihren Kommentar. Ich habe mir gerade auch die beiden Posts zum Thema auf Ihrem Blog angeschaut – leider haben Sie die Entscheidung getroffen, die Serie gar nicht weiter zu schreiben, wie es aussieht. Aber gut: eine Entscheidung, die Ihnen (allein) zusteht.
    Ich hätte ja – beinahe schon aus reiner Gehässigkeit – gerne angeboten, das erste Buch neu zu machen und die Serie fortzuführen, aber das scheitert an meinem auf meinen Vorlieben basierenden Verlagsprogramm. Ich mag keine Vampirstorys, ich mag keine Werwolfstorys, und Kombinationen aus beiden mag ich nur als Film mit Kate Beckinsale in Lederklamotten in der Hauptrolle :) Schade. Aber in diesem Falle nicht zu ändern.
    Immerhin wird sich Noel in diesem Falle den Zettel an die Fahne heften lassen müssen, einen Autor – vielleicht mit Potenzial? – vom Markt verjagt zu haben. Glückwunsch zur Erschließung eines ganz neuen Verlagstätigkeitsfeldes :)

    LG My.

  4. Sehr geehrter Herr Haitel,

    ich bin der „Autor“ (und ehemaliger Kunde) von Noel, der des Forums verwiesen wurde, da ich Ihre Fehler ebenfalls kritisierte und die daraus resultierenden Vergleiche mehr als lächerlich waren, so wie die Ausreden.

    Drum habe ich auch die Konsequenz gezogen, meinen Vertrag für meine Buchserie zu kündigen, sowie die noch verbleibenden Bücher zurückgerufen, um meine Bücher, die ja mit meinem Namen versehen sind, nicht zum regulären Preis anzubieten, sondern reduziert als „Mangelexemplar“ anbieten werde.

    Ich finde ebenfalls schade, dass generell ein Verlag nicht die notwendige Achtsamkeit aufbringt, was deren Aufgabe als Dienstleister ist und berechtigte Kritik mit weiteren Ausreden kommentiert wird. Man misst sich lieber daran, dass es Unternehmen gibt, die noch „schlechter“ Arbeiten, statt den Versuch zu starten, sich mit jedem Buch zu verbessern. Masse statt Klasse scheint die Devise zu sein.

    M. Saint Julien

  5. Ach, Marianne,

    ich bin auch nicht perfekt. Im Gegenteil. Gerade, weil ich irgendwie 98 % der Bücher im Grunde alleine mache – naja, ist gelogen: der Autor hat natürlich den Hauptanteil vorab geleistet :) -, sind Fehler normal. Und Fehler gehören auch einfach dazu. Ich sage immer, dass es den perfekt fehlerfreien Text nicht geben kann, weil sich dann, wenn er existiert, zwangsläufig zwei Tippfehler wieder durch eine Hintertür einschleichen.

    Und im Falle dieses Buches ging es ja nicht um Tippfehler. Es ging um massive Logikfehler, die ein simples Lektorat hätte ausfindig machen müssen. Und das ist einer der Gründe, warum ich im Fall dieses Buches – wie ganz sicher in anderen Fällen auch – ein Lektorat für nicht durchgeführt betrachte, sieht man vielleicht davon ab, dass Paul, der Autor, selbst noch Hand angelegt hat, wie er meinte.

    Und ich kenne die Arbeitsweise solcher Verlage. Ich habe für einen – allerdings echten 100%-Druckkostenzuschüssler – Texte erfasst und dabei auch »lektorieren« sollen (was überhaupt nicht wirklich möglich war, weil ich z.B. keinen Kontakt zum Autor erhielt). Noel ist ganz sicher eine andere Klasse als dieser DKZverlag damals, aber nicht nur die erkennbare Arbeitsweise – eben kein Lektorat durchzuführen, weil das Zeit kostet, Aufwand bedeutet, Margen frisst -, sondern vor allem auch die Reaktionsweise ist typisch.

    Meine Arbeitsweise ist nicht nur eifrig, leidenschaftlich, gewissenhaft. Sie ist vor allem pedantisch. Ich habe mir auch schon überlegt, es doch einfach mal einfacher angehen zu lassen. Nicht noch auf einem Papierausdruck Korrektur zu lesen. Einfach nur eine Rechtschreibprüfung laufen zu lassen und nur die grünen und roten Kringel zu korrigieren, statt den Text zu lesen, zu verstehen und eben zu lektorieren, wenn es was zu lektorieren gibt.
    Bücher zu machen, die mir selbst nicht gefallen, weil sie erkennbar fehlerhaft sind, Bücher, die so aussehen wie viele von Leuten, die die Rechtschreibprüfung von Word und OpenOffice nicht kennen oder gar ignorieren und die es nicht mal schaffen, vor der Erzeugung des Druck-PDF die automatische Silbentrennung (!) einzuschalten, geschweige denn, manuellen Zeilenumbruch zu machen, das schaffe ich nicht. Genau das wäre für mich die Zeitverschwendung schlechthin.
    Auf Verlage wie Noel neidisch zu sein, hieße für mich, meine eigenen Bücher schlechter zu finden als deren. Das hieße für mich, ein ausgemachter Vollidiot zu sein. Und bei aller Liebe … das mit dem »Voll« kann ich nicht stehen lassen :)

  6. Hallo My,

    danke für deine Rezi zu diesem Buch. lch persönlich finde es gut, wenn Fehler angesprochen werden. (Selber kann ich nicht so auf diesen Fehler herumreiten, weil ich auch nicht perfekt bin und sich in meine Texte, trotz Korrektor, immer irgendwo Fehler einschleichen.)
    Und du hast dem Verlag ja sogar angeboten, dass Sie deine Korrekturen übernehmen dürfen. Dir daraus einen Strick zu knüpfen, ist nicht nur nicht fair, sondern auch höchst unprofessionell. Den Neid, den sie dir unterstellen, halte ich für absolut lächerlich. So etwas kann nur jemand behaupten, der dich nicht kennt, der nicht weiß, mit welchem Eifer, mit welcher Leidenschaft, mit welcher Gewissenhaftigkeit du deine Bücher produzierst.
    Wenn mir für eine Bezahl-Leistung so viele Fehler unterlaufen wären, müsste ich eigentlich ganz kleinlaut sein, und dem Empfänger der Leistung eine Wiedergutmachung anbieten.

    Liebe Grüße

    Marianne

  7. Um es einmal ganz deutlich zu sagen:
    Der Autor des Buches bedankt sich herzlich für die ausführliche Rezension des Michael Haitel!
    Wo kämen wir denn hin, wenn in einer Rezension nur Lobhudeleien zu lesen wären und sämtliche Kritikpunkte ausgeklammert würden?

    Vielen Dank, My!

    Beste Grüße

    Paul Sanker

  8. In der Tat hat da niemand was davon: der Autor nicht, der Verlag nicht, der potenzielle Kunde (der vielleicht enttäuscht wird) auch nicht, und am Ende haben vielleicht nur Leute gewonnen, die nicht mal indirekt so richtig was mit dem Buch und seiner Entstehung zu tun hatten. –
    Und ich weise gerne nochmal deutlich darauf hin: Das Buch als solches ist gut. Das Handwerk jenseits des Autors hat versagt.

  9. Und wo wir schon dabei sind: Ich bin ja nicht der Einzige, der an der Arbeit des Noel-Verlages etwas auszusetzen hätte. Im Deutschen Schriftstellerforum (www.dsfo.de) findet man, wenn man unter „Agenten, Verlage und Verleger“ nach dem Stichwort „Noel“ sucht, einige Threads, unter anderem den hier: https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=31050&highlight=noel. Und da finden sich dann schon einige Hinweise darauf, dass Noel nicht nur, aber auch als Druckkostenzuschüssler tätig ist. Was diese Tatsache unter Berücksichtigung (in meinen Augen eben offensichtlich) mangelhafter Dienstleistungen seitens des Verlages bedeutet, mag sich jeder unter Zuhilfenahme eines Taschenrechners selbst ausrechnen.

  10. Ganz lustig auch die Anmerkung: »Ich denke auch, es geht gezielt gegen NOEL. Der Rezensent befindet sich sozusagen in „Wurfnähe“ von Elke – in Murnau, andere Bücher wurden nicht so intensiv rezensiert, dass die Macher gleich mit beurteilt wurden – Paul hatte schon mal dort etwas veröffentlicht … vielleicht ist etwas Groll dabei, dass er sein Buch woanders heraus gebracht hat?« [Quelle: https://www.nexusboard.net/showthread.php?siteid=9446&threadid=6009&showpage=2#pid31476%5D

    Das ist typisch für solche Verlage: Konkurrenz zu sehen, wo es nicht nur keine gibt, sondern sie auch nicht nur nicht nötig, sondern nicht mal sinnvoll ist. Und das auch noch an einer räumlichen Nähe festzumachen … was sagen denn die ganzen Verlage in München und Frankfurt dazu?

    (Und wer ansonsten meine Rezensionen in diesem Blog kennt, der weiß, daß ich mit Vorliebe Ameisen f***e .)