Malta aufm Trip – auf welchem?

Malta ist eine Industrienation. Eine kleine, klar, nicht zu vergleichen mit dem Ruhrgebiet – Gott sei Dank, wer will freiwillig so weit runter sein -, nicht zu vergleichen mit Deutschland insgesamt, nicht zu vergleichen mit den Industrienationen, die in der derzeitigen Krise so richtig einen in die Weichteile gesemmelt kriegen. Nein, Malta ist eine kleine, feine, agile und flexible Industrienation, will ich meinen. Was da so geht und aus den etablierten Industrieländern mit schiefem Blick schräg angeschaut wird … hossa!

Seltsam ist, daß sich eine solch prosperierende Industrienation freiwillig und aus eigenen Stücken in eine Abhängigkeit zu begeben gedenkt, die … naja, idiotisch? … ist. Diese Abhängigkeit heißt Tourismus. Natürlich ist Malta schön, natürlich hat Malta viel zu bieten – vom Mittelmeerwetter angefangen über historische Sehenswürdigkeiten aus wasweißichdennochwievielen Jahrtausenden bis hin zu einer Sprache, die für jedenfalls junge Menschen handhabbar sein sollte. Aber Malta als Tourismusziel?

Nee, oder? Strände gibt’s keine, die auch nur mit irgendeiner anderen Mittelmeer- oder Atlantikinsel mitstinken könnten. Und auch nicht müssen, aber das ist ein anderes Thema. Und Sehenswürdigkeiten? Gähn, oder? Im August bei 40 °C Mnajdra, Hagar Qim, Ggantija anschauen? Krass, oder? Oder wandern auf Malta im September, wenn alles braun ist? Oder Fotosessions planen im Februar, wenn es öfter mal schifft (und zwar garantiert immer, wenn man die Kappe vom Objektiv runter hat)? Rumgurken auf zwei so Winzinseln, während auf Malle, Ibbi, auf den Kannen und sogar auf den Kappen drei Mal so viel los ist? St. Julians als Hauptreiseziel (wo die meisten Fuzzis, die da hinfahren, nicht mal wissen, daß das Teil eigentlich San Giljan heißt)? Paceville, das nicht »Päiissewill« heißt, sondern italienisch ausgesprochen wird (wovon keiner Ahnung hat, oder? Na? Na? Nee, Alter, nich »Pattschewille«, sondern »Paatschewill«)? Die gute maltesische Großstadt, das Ding rund um Valletta, bei dem alle möglichen Nichtmalteser noch versuchen, es irgendwie in Ortschaften aufzuteilen, was kein vernünftiger Malteser mehr tut – und wenn doch, dann hat er die Stadtgrenzen im Blut.

Malta ist kein Reiseziel für Weicheier. Im Gegenteil. Da sind Hardcorefans und -liebhaber gefordert. Menschen, die sich auf den ersten Blick, noch völlig ohne Ahnung, auf eine Art und Weise in die Inseln verlieben, die nicht mehr rückgängig zu machen ist, egal, was folgt. Selbst Müll, Feinstaub, Vogeljagd, Malletouris auf Abwegen (das sind die, die ums Verrecken nix anderes sprechen als Deutsch mit Dialekt, vorwiegend hessischem und schwäbischem), selbst die schlimmsten Dinge der Welt hindern den wirklichen Maltafan nicht daran, sein Malta zu lieben.

Trotzdem. Das FVA, das Fremdenverkehrsamt Maltas (guggstu www.visitmalta.com) versucht mit aller Macht – selbstredend nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Anweisung »von oben« – Malta zu einem Touriland zu machen. Einer der letzten Deals war das Engagement von Nina Ruge als »Sympathiebotschafterin« Maltas. Hoppala. Zugegeben, die Frau schaut nett aus; ich würde sonstwas unternehmen, um der ihr dämliches Grinsen vom Gesicht zu zaubern. Fotogen ist sie – aber ist es wirklich nötig, daß sie in der Imagebroschüre »Nina Ruge – Mein Malta« in einer Art und Weise publiziert wird, die die Broschüre zu einem Nina-Ruge-Bildbändchen macht, nichts jedoch noch mit Malta zu tun hat? Das Teil, das man sich unter der Telefonnummer (069) 285890 (die Klammern bitte nicht mitwählen!) oder per  eMail unter info@urlaubmalta.com bestellen kann, kommt sinnigerweise mit der fast doppelt so umfangreichen und gut 30 % größeren Broschüre »Malta Gozo Comino – Vielfalt auf einen Blick«, in der dann die Sachen drinstehen, die man wirklich wissen will.

Aktuellster Deal ist dann ein Interview, das kürzlich vorab veröffentlicht wurde. »V. I. P.-Botschafterin Nina Ruge im Gespräch mit go2-malta« heißt das Werk, ist hier nachzulesen und wird in einem mir noch nicht untergekommenen Magazin namens »go2malta Lifestyle Magazin« veröffentlicht werden. Man kann go2-malta keinen Vorwurf machen, die Fragen waren nicht doof. Die Antworten … Jedem das seine. Malta bräuchte wohl was anderes.

2 Replies to “Malta aufm Trip – auf welchem?”

  1. Was kommt mir das alles bekannt vor. Sich in Malta verlieben, ohne zu wissen, wieso und was da eigentlich geschieht.
    Und an meinem allerersten Tag, als ich von Valletta aus mit dem Bus zurück wollte, fragte ich den Fahrer, ob er nach [´peisvil] fahren würde. Lang, lang ist’s her.

    Beim zweiten Urlaub hatte ich schon auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel das Gefühl, wieder zu Hause zu sein. Und so geht es mir jedes Mal, wenn ich wieder ankomme.
    Ich bin gespannt, wie es mit Deinem Blog weitergeht, nachdem es gut angefangen hat.